
AP
Radiokolleg
Pierre Boulez und sein kulturelles Umfeld (1)
Reibebaum Boulez
24. März 2025, 09:45
Er gilt als "Schlüsselfigur" der Musik des 20. Jahrhunderts, an der sich andere gerieben haben: Der Komponist, Dirigent, Lehrer, Netzwerker und Musikschriftsteller Pierre Boulez. Allzu leicht werden gerade Komponistinnen und Musikerinnen neben großen Persönlichkeiten wie Boulez unsichtbar, weil die Scheinwerfer auf ihn besonders stark erstrahlen. 100 Jahre nach seiner Geburt am 26. März 1925 schalten wir das Saallicht an und setzen seine Umgebung in Szene: in Frankreich, in Europa, unter Komponist:innen und Dirigent:innen, am Pariser Klang-Forschungsinstitut IRCAM und bei den Meinungsbildner:innen.
In seinen jungen Jahren legte sich Pierre Boulez mit allem und allen an: Er wollte mit der Musiktradition der ersten Jahrhunderthälfte brechen, lehnte Erneuerer wie Arnold Schönberg ab, weil ihm dessen Nähe zu Brahms verdächtig war. In den 1950er Jahren zählte Boulez zu den radikalsten Serialisten, der streng konstruierte Kompositionen erschuf, weswegen er auch "Robespierre" genannt wurde - der französische Politiker führte 1793 eine Terrorherrschaft ein, um eine Revolution zu verhindern. Boulez nahm sich kein Blatt vor den Mund und protestierte lautstark gegen die Algerien- und die Kulturpolitik von André Malraux und lebte fortan im Exil - in einer recht komfortablen Villa in Baden-Baden. Erst ab den 1970er Jahren intensivierte sich seine Beziehung zu seiner Heimat und er wurde strategischer Berater bei kulturpolitischen Entscheidungen. Wie verhielten sich also seine Mitstreiter zu ihm und was setzten andere Vertreter:innen der Avantgarde ihm künstlerisch entgegen? Wer profitierte von seinen Beziehungen und wer hatte das Nachsehen?
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- Marie-Therese Rudolph