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Punkt eins
Pensionen: Welche Reformen?
Das Pensionssystem in der alternden Gesellschaft. Gast: Bernhard Binder Hammer, Bevölkerungsökonom am Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
25. März 2025, 13:00
Die europäischen Pensionssysteme wackeln: Der demografische Wandel, die Alterung der Gesellschaft, bringt mehr und mehr Menschen in den Ruhestand - immer weniger junge Menschen kommen nach. Hinzu kommen steigende Preise, Arbeitslosigkeit auf der einen und Arbeitskräftemangel auf der anderen Seite. Wie lange Berufseinsteiger:innen heute in das Pensionssystem einzahlen müssen, bevor sie selbst den Ruhestand antreten können, ist darüber hinaus ungewiss.
Die Lebenserwartung steigt, also sollte, so die Forderung vieler Fachleute, auch das Pensionsantrittsalter steigen. In Ländern wie Schweden, Finnland oder Dänemark ist das der Fall. Deswegen wird das Pensionsantrittsalter in Dänemark ab 2060 bei 74 Jahren liegen. Doch ist es sozial gerecht, das Pensionsantrittsalter für alle zu erhöhen?
In Österreich gibt es Kritik an solchen Vorhaben, denn gerade Pensionsreformen könnten soziale Ungleichheiten vorantreiben. Gesamtgesellschaftlich gesehen haben Menschen mit höherer Bildung ein höheres Einkommen und eine höhere Lebenserwartung. Orientiert sich eine Pensionsreform also am durchschnittlichen Lebensalter, profitieren davon sozioökonomisch besser Gestellte.
Dass es Reformen geben muss, ist zumindest von wissenschaftlicher Seite unumstritten. Das Verhältnis der älteren zur erwerbstätigen Bevölkerung verschiebt sich laufend: laut Prognosen von derzeit 32 Prozent pensionierter Menschen auf 46 Prozent im Jahr 2035 zu 55 Prozent im 2060. Die Babyboomer-Generation geht nach und nach in den Ruhestand, die Kosten für das Pensionssystem steigen entsprechend stark an.
Nachdem die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmenden in Österreich unter dem EU-Schnitt liegt, wird auch hier über Reformen debattiert. Um Personen über 55 Jahren länger in Beschäftigung zu halten, könnte es steuerliche Erleichterungen geben bzw. Modelle, die für Arbeitnehmende wie Arbeitgebende Vorteile bringen. Arbeiten im Alter zu erleichtern, ist auch eines der Ziele, das die neue Regierung im Zusammenhang mit "sanften" Pensionsreformen verfolgt.
Eine einheitliche Erhörung beim Pensionsantrittsalter findet sich nicht im Regierungsprogramm, aber zumindest der Antritt einer Korridorpension soll erst ab einem Alter von 63 Jahren und nach 42 Beitragsjahren möglich sein. Um ältere Menschen länger im Arbeitsmarkt zu halten, will die Regierung viel investieren.
Sind das Investitionen, die sich auszahlen, die sozial gerecht sind? Sollte das Pensionsantrittsalter für alle erhöht werden oder doch gestaffelt? Und wie steht es um die politische Mitbestimmung älterer Menschen - werden die nicht-erwerbstätigen künftig stärkste Macht der Demokratie?
Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit Bernhard Binder-Hammer vom Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
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