Metronom

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Radiokolleg

Aus dem Takt? (1)

Das biologische Metronom

Alle Jahre wieder ist es so weit - und das gleich zweimal: die Uhren werden umgestellt. Und alle Jahre wieder folgt rund um entsprechendes Datum im Herbst und Frühling eine Debatte über Sinn und Unsinn dieser Praxis. Doch welche Auswirkungen hat die Vor- und Nachhinten-Prozedur auf den menschlichen Organismus? Umstellungen gibt es zuhauf. Unser ganzes Leben ist durchtaktet. Dabei spielen politische Entscheidungen genauso eine Rolle wie soziale Etikette, kulturelle Riten und Arbeits- wie Leistungsvorstellungen. Wie passt all das mit unserem biologischen Rhythmus zusammen?

Im Fachjargon: Chronobiologie. "Chronos" bedeutet im altgriechischen: Zeit. Diese ist für uns alle enden wollend - das ist die einzige Gewissheit im Leben eines Menschen. Wobei "wollen" eigentlich den falschen Begriff darstellt, arbeitet unsere Spezies doch heftig dagegen an und das, wohl schon seit ihrem Bestehen. Manche streben gar nach Unsterblichkeit, viele andere zumindest nach Lebensverlängerung. Mehr Quantität muss allerdings nicht automatisch mit mehr Qualität einhergehen. Doch wie funktioniert unsere innere Uhr genau?
Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Alter, Geschlecht, gesellschaftliche Vorstellungen und Prägungen, aber auch der individuelle Zugang. Unterdessen ist die physikalisch-physiologisch ablaufende Zeit das eine - die persönliche Wahrnehmung das andere. Letztere kann auch durch soziale Dynamiken geprägt sein, aber genauso durch Phasen. So scheint die Zeit im Alter oft schneller zu verfliegen als in der Kindheit. Das Tempo ist allerdings hier wie dort situationsabhängig. Eine freudvolle Erfahrung kann wie im Flug verstreichen - ein unangenehmer Moment sich hingegen gefühlt ewig hinziehen.
Doch kann die Wahrnehmung tatsächlich auch die Alterung der Zellen beeinflussen? Chronischer Stress ist in der Lage sich auch biologisch niederzuschlagen. Wobei zellulärer Stress nicht dasselbe ist wie psychischer. Wechselwirkungen gibt es aber. Fest steht: die molekularen Mechanismen ticken nach einer inneren Uhr. Diese Erkenntnis hat Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young 2017 den Medizin-Nobelpreis eingebracht.

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  • Daphne Hruby