Aus dem Takt? (2)

1. April 2025, 09:05

Die Zeitumstellung: ein Thema, das seit Jahren polarisiert. Eigentlich hat das EU-Parlament im Jahr 2021 beschlossen, endgültig einen Schlussstrich unter die für viele lästige Prozedur zu ziehen. Vergebens. Zu umstritten ist die Frage nach: vor oder doch nach hinten? So ticken die Menschen und ihre Uhren bald wieder nach der Sommerzeit, heuer ab 30. März.
Wie ist eine Gesellschaft getaktet? Das hängt oft mit technischen Entwicklungen zusammen, die wiederum die Vorstellungen von einem "richtigen" Zeitmanagement prägen. Früher war der soziale Rhythmus stark vom Jahreszyklus abhängig. Es gab Ernte- und es gab Ruhephasen. Die Vermessung der Arbeitszeit hat sich mit der Industrialisierung und genaueren Zeiterfassungssystemen - die Stechuhr trat im 19. Jahrhundert auf den Plan - grundlegend gewandelt. Und damit auch die Lebensweise der Menschen.
Heute können wir Zeit so genau wie noch nie vermessen - aber sind wir ebenso gut darin, die Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen zu ermessen? Wenn jede Millisekunde durchtaktet wird, wenn es nur mehr um Effizienzsteigerung geht - was bedeutet das für die biologischen aber auch sozialen Bedürfnisse und was für die psychische wie physische Gesundheit? Die Forderung nach mehr Work-Life-Balance vieler junger Menschen kann in diesem Zusammenhang gesehen werden.
Die penibelste Vermessung aller Zeiten trägt teils auch skurrile Züge. So ist die Stoppuhr bei Olympischen Spielen schon derart präzise, dass die praktische Umsetzung hinterherhinkt. Ein Schwimmbecken etwa kann bautechnisch gar nicht so konstruiert werden, dass alle Bahnen exakt die gleiche Länge haben, es gibt immer Abweichungen, wenn auch nur im Millimeter-Bereich. Dennoch: die Uhr ist gnadenlos genau.

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• Daphne Hruby