Sound Art: Lyrik heute

Der sensible Provocateur Thomas Brasch

"Was ich mir wünsche". Von Thomas Brasch. Es liest Hanna Hilsdorf.

Als exzessiv, brillant, rastlos, ein Provokateur, sensibel, kompromisslos, ein ewiger Rebell - als Künstlerseele, die sich den drängenden Fragen des Lebens stellte und seinem eigenen Gefängnis nicht entkam, so wurde und wird der Schriftsteller, Regisseur und Lyriker Thomas Brasch gerne wahrgenommen.

1945 in Westow/Yorkshire als Sohn jüdischer Emigranten geboren, zog seine Familie 1947 nach Deutschland in die sowjetische Besatzungszone. Dort begann die politische Laufbahn seines Vaters Horst Brasch. Er wurde schließlich stellvertretender Minister für Kultur der DDR und die Familie verkehrte in elitären Kreisen. Thomas Brasch allerdings war nicht jemand, der sich diesen Kreisen fügte - er flog von der Filmhochschule in Babelsberg, wurde inhaftiert, weil er Flugblätter gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings verteilt hatte. Er wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, nach 77 Tagen auf Bewährung entlassen und musste in dieser Phase als Fräser arbeiten. Als sein später gefeiertes Buch "Vor den Vätern sterben die Söhne" in der DDR nicht erscheinen durfte, reisten er und seine damalige Freundin Katharine Thalbach 1976 nach Westberlin aus. Dort wurde er zum Star.

In Lyrik heute stellt die in Berlin lebende Schauspielerin Hanna Hilsdorf eine Auswahl an Gedichten v.a aus dem Lyrikband "Was ich mir wünsche" vor.

In der Wochenzeitung "Die Zeit" heißt es dazu: "Dieser Band mit einer Reihe unveröffentlichter Schätze aus dem Nachlass zeigt, dass Brasch als Lyriker am schönsten, verletzlichsten und zugänglichsten schrieb." Und der Suhrkamp Verlag schreibt: "Liebe ist für Thomas Brasch eine Haltung, die sich jeder Festlegung verweigert. Eine Haltung, die ihre Träume fürchtend und sehnend der Wirklichkeit aussetzt und das Mögliche stets in den Horizont des Unmöglichen stellt."

Hanna Hilsdorf wurde 1993 in Berlin geboren. Sie studierte dort von 2013 bis 2016 an der Universität der Künste und spielte am Deutschen Theater und an der Volksbühne u.a unter der Regie von Frank Castorf. Auch in vielen Kino - und Fernsehproduktionen wirkte sie mit: in Fatih Akins Spielfilm "Aus dem Nichts", der 2017 und 2018 mehrfach ausgezeichnet wurde war sie die Edda Möller. In der Saison 2020/2021 spielte sie am Wiener Burgtheater.

Service

Thomas Brasch "Was ich mir wünsche" Gedichte aus Liebe. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Thomas Wild, Suhrkamp, 2007

Thomas Brasch "Du musst gegen den Wind laufen", Gesammelte Prosa, herausgegeben von Martina Hanf, Suhrkamp, 1.Auflage 2025

Sendereihe

Gestaltung

  • Elisabeth Weilenmann

Übersicht