Fatty George an der Klarinette, um 1958

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Die Besatzungszeit als Jazz-Nährboden

Musik aus allen Richtungen mit Andreas Felber. Hans Koller, die Austrian All-Stars, Fatty George, Erich Kleinschuster & Co.: Jazz im Nachkriegsösterreich

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Beginn der Besatzungszeit in Österreich bedeuteten gleichsam einen doppelten Entwicklungsschub für die hiesige Jazzszene: Nicht nur konnte swingende Musik endlich wieder legal gespielt werden. Vor allem in der US-amerikanischen, aber auch in der britischen Besatzungszone wurde zudem mit den Besatzungssendern und den Soldatenclubs eine Infrastruktur geschaffen, die sich als fruchtbares Substrat für die Entwicklung hochkarätiger heimischer Jazzmusiker erwies.

Nur so ist erklärbar, dass der österreichische Jazz nach dem Krieg rasch Anschluss an westeuropäisches Niveau fand - in Gestalt von Musikern wie Saxofonist Hans Koller, der nach ihrer Übersiedlung nach Deutschland zu einem der bekanntesten europäischen Jazzmusiker der 1950er Jahre avancierte. Aber auch in Gestalt des Klarinettisten Fatty George, der mit seiner Two Sound Band traditionellen Dixieland- und modernen Cool Jazz in gleichermaßen hoher Qualität zu spielen wusste.

Auch dass Wien mit den Austrian All Stars in den 1950ern eine Band von internationalem Format hervorbrachte, die - ohne jemals in den USA konzertiert zu haben - sogar im Critics Poll des Chicagoer Magazins "Downbeat" an prominenter Position gereiht wurde, ist ohne den Einfluss der US-amerikanischen Besatzungsmacht nicht denkbar. Am Klavier saß in dieser Band ein gewisser Joe Zawinul, der 1959 in die USA auswanderte und von dort aus zu einem Musiker avancierte, der als Mitglied der Band von Trompeter Miles Davis wie auch mit seiner Rock-Jazz-Formation Weather Report die Jazzgeschichte mitprägte.

In Graz und der Steiermark wiederum sorgte die britischen Besatzer für ein liberales, für swingende Klänge aufgeschlossene Klima, in dem später international bekannte Musiker wie Posaunist Erich Kleinschuster und Pianist Dieter Glawischnig reifen konnten. Seinen Niederschlag fand dies zudem in der europaweit ersten Verankerung der Jazzausbildung auf universitärer Ebene - mit der Gründung des Instituts für Jazz an der damaligen Grazer Musikakademie im Jänner 1965.

Ein Beitrag zum Ö1 Schwerpunkt zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs.

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