Schwarzarbeit, Themenbild, Schatten mit Bausteinen

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Punkt eins

Brauchens a Rechnung?

Schwarzarbeit als Plage und Teil der Volkswirtschaft. Gast: em. Univ.-Prof. Dr. Friedrich Schneider, Ökonom, Universität Linz. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Die so genannte Schattenwirtschaft umfasst alle Verkäufe und Dienstleistungen, die an sich legal sind, aber "schwarz" abgewickelt werden. Der Schatten der Volkswirtschaft ist beträchtlich - und wird länger. Nach den neuesten Zahlen des Linzer Ökonomen Friedrich Schneider machte Schwarzarbeit zuletzt schon über acht Prozent des "offiziellen" Bruttoinlandsproduktes aus - noch mehr als erwartet. Tendenziell mehr gepfuscht wird, wenn Einkommensverluste drohen - ein Rückgang des Wirtschaftswachstums und steigende Arbeitslosigkeit fallen derzeit mit Einschnitten durch die Budgetsanierung zusammen. Schwarzarbeit kann auch dazu dienen, arbeitsrechtliche Standards zu umgehen oder Lohnnebenkosten "einzusparen".

In diesem Jahr, schätzt Schneider aufgrund der neuesten Entwicklungen, werden rund 40,7 Milliarden Euro auf diese Art erwirtschaftet werden - am Steuer- und Sozialversicherungssystem vorbei. Dabei wird in Österreich noch relativ "brav" verrechnet und versteuert - innerhalb der EU ist die Schattenwirtschafts-Quote nur in Luxemburg geringer. In Rumänien oder Kroatien indessen liegt sie im langjährigen Durchschnitt bei rund 28 Prozent des BIP.

Pfusch und Schwarzarbeit fügen der Allgemeinheit also Jahr für Jahr beträchtlichen Schaden zu - aber vielleicht nicht nur. Kurzfristig werden dadurch Kriseneffekte zumindest auf individueller Ebene abgeschwächt, und der größte Teil des unter der Hand erwirtschafteten Einkommens wird sofort im regulären Wirtschaftskreislauf wieder ausgegeben. In einer Untersuchung für Deutschland kam Friedrich Schneider außerdem zu dem Schluss, dass etwa 40 % der "schwarzen" Tätigkeiten in der offiziellen Wirtschaft und zu offiziellem Preis gar nicht nachgefragt würden. Auch in Oberösterreich, wo er seit Jahren arbeitet, würden viele Einfamilienhäuser ohne Schwarzarbeit gar nicht stehen, ist Schneider überzeugt.

Wer sind die "schwarz" Arbeitenden, wer ihre Auftraggeber:innen, und was sind ihre Motivationen? Ist Pfusch einfach Teil der Realität in der Wirtschaft, ist er vielleicht sogar tolerierbar und in welchem Ausmaß? Oder müsste der Staat mehr tun, um "reguläre" Verkäufe und Leistungen attraktiver zu machen? Und wohin weist die Tendenz für die unmittelbare Zukunft? Haben Sie - oder jemand, den Sie kennen - schon einmal schwarz gearbeitet oder arbeiten lassen?

Friedrich Schneider ist zu Gast bei Xaver Forthuber. Diskutieren Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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Gestaltung

  • Xaver Forthuber