Bauchklang, 2010

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Radiokolleg

Das Lexikon der österreichischen Popmusik (1)

Bauchklang- Groove ohne Instrumente

Im Januar 2017 hat das Radiokolleg eine Langzeit-Serie zur Geschichte der österreichischen Popmusik gestartet. Von Ambros bis Qualtinger, von Danzer bis Wanda wird das Leben und Werk einzelner Musiker/innen und Bands dokumentiert, ihre Bedeutung für die österreichische Musiklandschaft reflektiert und ihr Beitrag zu einer kritischen Gegenkultur gewürdigt.


Jeder Künstler, jede Künstlerin, jede Band versucht, eine eigene, einzigartige Note und künstlerische Formel zu entwickeln. Nicht immer gelingt es. Bei dieser Formation aber war der USP ("unique selling point") unüberhörbar. Und vor allem unübersehbar: Bauchklang nutzten keine Instrumente, sondern nur ihre Stimmen.

Dabei unterschieden sie sich aber vom Gros internationaler Vorbilder und konkurrierender A-Cappella-Acts: Die fünf Vokalisten Andi Fraenzl, Alex Böck, Gerald Huber, Christian Birawsky und Philipp Sageder erfanden A-Cappella seit Mitte der neunziger Jahre praktisch neu und übersetzten es ins dritte Jahrtausend. Mit virtuoser Stimmbeherrschung, Mouth Percussion und Beatboxing generierte das Quintett einen Gesamtsound, dessen brachiale Massivität für das Publikum kaum fassbar war. Bauchklang verbanden und verdichteten Dub, HipHop, Drum'n'Bass und World Music zu komplexen Klangbildern, grooveorientiert, dicht und zugleich sphärisch.

Diesen Sound trug die Band in die ganze Welt. Neben Festivals und ausgewählte Clubs in Dänemark, Belgien, Holland, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Ungarn und Österreich veranlassten Bauchklang auch schon beispielsweise beim Jazzfest in Montreal, in Djakarta, bei der Expo in Shanghai oder im "Blue Frog Club" in Mumbai das Publikum zu Begeisterungsstürmen.

Hierzulande wurde die Gruppe mit mehreren "Amadeus Awards" (2002, 2010) ausgezeichnet, der höchsten Ehrung der Branche. Dennoch setzte sie nicht auf hitparadenverdächtige Trends. "Das Wort "Kommerz" kommt einem nicht mal ansatzweise in den Sinn", so das Online-Musik-Magazin laut.de. "Eher schon Attribute wie sensationell, beispiellos oder unfassbar. Und immer wieder die Frage: Wie kann Man(n) solche Klänge ohne Instrumente erzeugen?" Die Frage stellt sich heute - leider! - nicht mehr: Bauchklang lösten sich aufgrund interner Differenzen anno 2018 auf.

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  • Walter Gröbchen