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Radiokolleg
Thomas Mann und die Musik (1)
Musik bei den Buddenbrooks
26. Mai 2025, 09:45
Musik spielt in Leben und Werk von Thomas Mann (1875-1955) eine kaum zu überschätzende Rolle. In seinen Tagebüchern findet sich durchschnittlich an jedem dritten Tage eine Bemerkung zur Musik. Musik ist ein wesentliches inhaltliches oder gestalterisches Element seiner Literatur, er schreibt mehrere Essays über Richard Wagner und im Zentrum des Künstlerromans "Doktor Faustus" steht der Tonsetzer Adrian Leverkühn, als Symbol für die Katastrophe Deutschlands im 20. Jahrhundert.
Am Anfang von Manns Musikbegeisterung steht das Musikzimmer samt Bechstein- Konzertflügel im großbürgerlichen Haus seiner Großeltern in Lübeck. Seine Mutter spielt Chopin und singt Lieder von Schubert und Schumann. Thomas Mann selbst nimmt als Kind und Jugendlicher Geigenunterricht, gemeinsames Musizieren und Musikhören wird zu mehr als zu bloß lebenslanger Annehmlichkeit. Selbstredend gehören dazu Konzert- und Opernbesuche in der Hochzeit des Wagnerianismus. Sohn Klaus Mann wird später über das häufige Klavierspielen des Vaters schreiben: "Es war immer Tristan." Richard Wagners Musik - vor alle "Der Ring des Nibelungen" - ist ein immer wieder aufgegriffenes (nicht nur) formales Prinzip von Manns Literatur. Hanno, der jüngste Spross der "Buddenbrooks" (der Roman bringt Mann den Nobelpreis ein) improvisiert eigene Komposition in Wagners Gefolge und empfindet dabei: "Es war ein Glück ohnegleichen!" In Manns Frühzeit fällt nicht nur der erste (und einzige) Besuch in Bayreuth, dem ein Essay "Über die Kunst Richard Wagners" (1911) folgt; die Bekanntschaft mit Gustav Mahler wird ihn zur Novelle "Der Tod in Venedig" (1911) inspirieren. In seiner Münchner Wohnung veranstaltet der rasch zum "Großschriftsteller" anvancierte Mann, der Freundschaften mit Musikern wie Bruno Walter pflegt, erste "Schallplattenkonzerte".
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- Erich Klein