Österreich dämpft aus - und dampft weiter

30. Mai 2025, 13:00

Vor bald 30 Jahren, am 1. Juli 1995, wurde in Österreich ein neues Tabakgesetz eingeführt, das das Rauchen in Ämtern, Behörden und öffentlichen Gebäuden verbot. Schon zehn Jahre länger gibt es das Recht, zumindest am Arbeitsplatz keinem unerwünschten Passivrauch ausgesetzt zu werden. Dass es die Rauchenden sind, die Rücksicht auf die Nichtraucher:innen nehmen müssen, hat sich seither mehr oder weniger etabliert. 2019 folgte nach durchaus heftigen Diskussionen ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie. Im letzten Herbst empfahl dann die EU-Kommission ihren Mitgliedsstaaten eine weitere Ausweitung von Rauchverboten, etwa auf Spielplätze, Freibäder, Parks und andere Freizeitbereiche. Prompt folgten die Schlagzeilen: Die EU will das Rauchen sogar im Freien verbieten!

Knapp jeder vierte Österreicher und fast jede fünfte Österreicherin greift weiterhin jeden Tag zur Zigarette. Aber viele wollen aufhören. "Kalten Entzug" halten selbst viele Hausärzte und -ärztinnen für unrealistisch: Also fällt der Blick nicht selten auf die zahlreichen neuen Nikotinprodukte, auf die die Industrie neuerdings setzt und die mit durchaus verharmlosender Sprache - gar als Befreiung vom Rauchen - allerorts beworben werden. Sind Nikotinbeutel, E-Zigaretten, Liquids und andere tatsächlich Helfer bei der Entwöhnung - oder können sie sogar Jugendliche zum Anfangen motivieren?

Die Politik zieht langsam nach. Ein neues "Tabak- und Nikotinsucht-Gesetz" ist derzeit in Begutachtung. Darin werden unter anderem nikotinhaltige Produkte erfasst, die bisher nicht unter das Gesetz fallen. Ziel ist die Erhöhung des Schutzes vor Nikotin, und das scheint dringend notwendig. Laut einer Befragung der Suchtpräventionsstelle VIVID, die im Auftrag des Landes Steiermark mit der Vorbeugung von Suchtverhalten beauftragt ist, ist sogar die Mehrheit der Rauchenden für eine rauchfreie Gastronomie - nicht zuletzt auch als "Selbstschutz". Von den Nichtraucher:innen wiederum gab vor 2019 noch ein Drittel an, regelmäßig Passivrauch ausgesetzt zu sein. Und schließlich gibt es noch den "kalten Rauch" oder "Third-Hand-Smoke" - hartnäckige Nikotinablagerungen in der Luft, auf Oberflächen, Textilien und sogar Haustieren. Der wird auch von "tabakfreien" Nikotinprodukten abgegeben.

Wie weit ist der Schutz vor Nikotin in Österreich und Europa? Was wissen wir über das Suchtpotential und die Schädlichkeit von "alternativen" Nikotinprodukten? Und wieso tun sich nicht nur einzelne, sondern scheinbar die gesamte Gesellschaft so schwer, sich vom Laster Nikotin zu befreien?

Waltraud Posch von VIVID ist zu Gast bei Xaver Forthuber. Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Xaver Forthuber