Zwischenruf
Trotz allem das Vertrauen behalten
von Sabrina Fuchs-El Bahnasawy, Sozialpädagogin und Mitbegründerin der muslimischen Telefonseelsorge Salam
1. Juni 2025, 06:55
Es gibt einen Satz, der mir schon in meiner Kindheit immer wieder begegnet ist und der lautet "Es wird schon wieder!". Wenn eine Situation ausweglos erschien, wenn ich traurig war oder verzweifelt an Dingen, die ich nicht ändern konnte, waren das oft die Worte, die mir von Älteren gesagt wurden.
"Es wird schon wieder!" Wenn dieser Satz liebevoll und empathisch gemeint ist, kann er durchaus etwas bewirken. Als Kind und später als Jugendliche hat mich dieser Satz Geduld gelehrt. Und mir die Zuversicht gegeben, dass eine schwierige Situation oder eine Lebensprüfung vorübergehen wird und dass bessere Zeiten kommen. Die Menschen, die mir diesen Satz gesagt haben, hatten Vertrauen und eine positive Einstellung zum Leben und zur Gesellschaft. Sie wussten aus ihren eigenen Erfahrungen, wie wichtig ein gesunder Optimismus und Vertrauen sind.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, wie wichtig mir dieses Vertrauen ist. Vertrauen in sich selbst, die eigenen Fähigkeiten, Vertrauen auf Gott und seinen Plan für die Menschen, Vertrauen darauf, dass Gutes sich am Ende durchsetzt, weil es das ist, was guttut. "Es wird schon wieder" sind für mich im besten Fall ehrliche Worte der Ermutigung und eine Erinnerung daran, dass man optimistisch in die Zukunft blicken kann, auch wenn die derzeitige Situation eine schwierige ist.
In einigen Tagen feiern Musliminnen und Muslime das Opferfest und erinnern sich an den Propheten Ibrahim, andere nennen ihn den Stammvater Abraham, seine innere Stärke und sein Gottvertrauen. Ibrahim war in seinem Leben vielen Prüfungen ausgesetzt. Laut einer Überlieferung aus dem Koran wurde er von seinem Volk ins Feuer geworfen, weil er sich weigerte, dessen Götzen zu dienen. Dieser ersten Prüfung folgten noch viele andere, unter anderem eine sehr, sehr lange Kinderlosigkeit. Ibrahim wurde erst im hohen Alter Vater und nannte seinen ersten Sohn laut koranischer Überlieferung Ismael, "Gott erhört".
In all diesen Prüfungen blieb Ibrahim standhaft und vertraute darauf, dass es gut wird und Gott nichts von ihm verlangt, das er nicht ertragen kann. Ibrahim war sogar bereit, seinen geliebten Erstgeborenen zu opfern, als es ihm befohlen wurde. Die Erzählungen über dieses Gottvertrauen in einer der schwersten Prüfungen überhaupt finden sich in den Schriften aller drei Buchreligionen. Für mich als Mutter ist diese Geschichte besonders stark und berührend. Sie zeigt mir die unglaubliche Kraft, die durch Gottvertrauen gewonnen werden kann.
Und Ibrahim wurde bestätigt und bestärkt, seinen Weg weiterzugehen, seiner Überzeugung treu zu bleiben. Er gilt als Freund Gottes und als Stammvater der drei monotheistischen Weltreligionen. Sein Sohn hat, so wird berichtet, überlebt: Gott wollte das blutige Opfer letztlich nicht.
"Es wird schon wieder!" ist der Satz, der mich daran erinnert, dass schwierige Zeiten vielleicht sehr lange dauern können, dass es sich aber trotzdem lohnt, sich selbst treu zu bleiben, positiv zu denken und sich mit Gottvertrauen für die Dinge, die einem wichtig sind einzusetzen.
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Marwan Abado
Album: Zugvögel. eine lyrisch-musikalische Reise nach Palästina
Titel: Zugvögel II/instr.
Solist/Solistin: Marwan Abado /Oud
Solist/Solistin: Miki Liebermann /Gitarre
Länge: 01:31 min
Label: AphorismA-Verlag/Extraplatte ISBN 9783865750228