Trinkgeld oder fixe Pauschale?

2. Juni 2025, 13:00

Trinkgeld soll abgaben- und steuerfrei sein - das fordert die Wirtschaftskammer seit geraumer Zeit. Auf Länderebene wird laut über Neuregelungen rund um Trinkgelder nachgedacht, und selbst im Regierungsprogramm findet sich das Vorhaben einer "praxistauglichen Ausgestaltung". Denn seit immer öfter mit Karte bezahlt wird, haben die Behörden auch genaueren Einblick in Trinkgeldzahlungen. Immer wieder kommt es zu Nachforderungen von Seiten der Krankenkassen.

Wäre es also sinnvoll, etwa in der Gastronomie bzw. Hotelgewerbe Trinkgelder abzuschaffen und gegen Servicepauschalen zu ersetzen? Gerade in diesem Bereich gelten 10 Prozent Trinkgeld als angemessen, doch oft erhält das Servicepersonal sehr viel weniger. Gerade wegen des Trinkgeldes sind die Löhne in diesen Arbeitsbereichen traditionell niedrig.

Hinzu kommen belastende Arbeitszeiten, körperlich anstrengende Tätigkeiten und die Notwendigkeit, stets freundlich zu sein, auch wenn sich Kunden schlecht benehmen. In der Soziologie wird das auch als "Emotionsarbeit" bezeichnet: Menschen wenden bestimmte Strategien an, um Gefühle zu verändern bzw. zu unterdrücken. Sie folgen Gefühlsregeln, die etwa an institutionelle Normen oder kulturelle Erwartungen angepasst sind. Das kann emotional extrem belastend werden, gerade wenn das Einkommen von einer stets angepasst freundlichen Performance abhängt.

Die Gewerkschaft fordert bundesweit einheitliche Regelungen zum Trinkgeld. Sollten Servicepauschalen eingeführt werden, dann müssten die steuerfrei sein, so wie bis dato Trinkgelder. Dass Sozialversicherungsbeiträge anfallen, kritisieren die Arbeitgeber-, nicht aber die Arbeitnehmervertreter. Arbeitslose, Pension und Krankenversicherungen seien gerade in Branchen mit hoher Fluktuation eine soziale Absicherung.

Was also spricht für und gegen Trinkgeld? Wie sehen die Arbeitsbedingungen im Gast- und Hotelgewerbe aus? Wie viel Trinkgeld sollte in diesen Branchen gegeben werden? Und wären Servicepauschalen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das bessere Modell?

Darüber spricht Marlene Nowotny mit der Soziologin Bettina Stadler, dem Ökonomen Oliver Picek vom Momentum Institut und mit Ihnen: Wie halten Sie es mit dem Trinkgeld? Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schicken Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins