Radiogeschichten Spezial

Machos Klassiker der Philosophie (IV)

Zehn klassische Texte der Philosophie - ausgewählt und kommentiert von Thomas Macho. 4. Folge: Olympe de Gouges: "Die Rechte der Frau" (1791).
Es liest Eva Mayer.

Olympe de Gouges wurde - unter dem Namen Marie Gouze - am 7. Mai 1748 in Montauban (einer kleinen Stadt in der südfranzösischen Provinz Quercy) geboren. Als Frau erhielt sie keinen Unterricht; im Alter von siebzehn Jahren wurde sie vielmehr - gegen ihren Willen - mit einem Wirt verheiratet, der mit Hilfe ihrer Mitgift ein Gasthaus eröffnete. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie nach Paris, wo sie etwa ab 1768 ein intensives Selbststudium absolvierte. 1774 verfasste sie eine aufklärerische Denkschrift gegen die Sklaverei, die freilich erst nach der Revolution gedruckt werden durfte. 1785 reichte sie bei der Comédie Française ein Theaterstück ein, in dem erneut die Praktiken der Sklaverei in den Kolonien angeprangert und kritisiert wurden; die Autorin wurde danach sogar in der Bastille inhaftiert.

Während der Französischen Revolution setzte sich Olympe de Gouges zunehmend für die Menschen- und Bürgerinnenrechte der Frauen ein, zumal die Menschenrechtserklärung der Revolutionäre die weibliche Bevölkerung weitgehend ausgeschlossen hatte. 1791 verfasste sie daher eine Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin; darin hieß es beispielsweise im ersten Artikel: "Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten." Und im vierten Artikel forderte Olympe de Gouges: "Freiheit und Gerechtigkeit bestehen darin, einem anderen das zukommen zu lassen, was ihm zusteht. Daher kennt die Ausübung der natürlichen Rechte der Frau keine andere Grenze als die der fortwährenden Tyrannei, die der Mann ihr entgegensetzt. Diese Grenzen müssen durch die Naturgesetze und die Gesetze der Vernunft reformiert werden." Ihrem Manifest legte die Autorin den Entwurf eines Gesellschaftsvertrags von Mann und Frau bei, den Sie in den folgenden Minuten hören werden.

Im zehnten Artikel ihres Manifests für die Frauen- und Bürgerinnenrechte nahm Olympe de Gouges in gewisser Hinsicht ihr eigenes Schicksal vorweg. Sie betonte, wenn den Frauen das Recht zugestanden werde, ein Schafott zu besteigen, dürfe ihnen nicht das Recht vorenthalten werden, auch eine Tribüne zu betreten, um dort ihre freien Ansichten und Haltungen zu vertreten. In der Zeit der Terrorherrschaft Robespierres wurde sie im Sommer 1793 zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung durch die Guillotine wurde am 3. November 1793 auf der Place de la Concorde vollstreckt.

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann

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