Menschenbilder

Gustav Schörghofer, Jesuit und Kunsthistoriker

Schönheit und Glaube. Der Rektor der Jesuitenkirche in Wien Gustav Schörghofer

Schönheit, sagt Gustav Schörghofer im Gespräch für die Menschenbilder, sei für ihn das überzeugende Argument für den Glauben. Dass dieses Gespräch beinahe ohne Umschweife zu diesem zentralen Aspekt in seinem Leben führt, überrascht zunächst wenig. Es nimmt seinen Ausgang in der Jesuitenkirche, eine der großen Barockkirchen Wiens. Hier hält Pater Gustav Schörghofer sonntags die Messe, und als ihr Rektor ist er für die Pflege und Instandhaltung der Kirche verantwortlich. Seit 1999 arbeitet er mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern zusammen, deren Werke temporär in der Jesuitenkirche ausgestellt werden. Zudem leitet er das JesuitenFoyer, eine kleine Galerie, in der jährlich mehrere Ausstellungen stattfinden. Die Bildende Kunst spielt in seinem Leben eine wichtige Rolle und sie kam früh zu ihm.

Er wird 1953 in Salzburg geboren. Sein Vater verwaltet die Burgen des Landes, darunter die Festung Hohensalzburg. Hier, hoch über den Dächern der Stadt, wächst Gustav Schörghofer auf. Und hier wird auch der Grundstein für die Auseinandersetzung mit moderner Kunst gelegt. Denn 1953 gründet Oskar Kokoschka auf der Festungsanlage die bis heute bestehende Sommerakademie für Bildende Kunst. Als kleiner Junge streunt Gustav Schörghofer nicht nur durch die geheimnisvollen uralten Dachböden, sondern auch durch die Ateliers der Künstlerinnen und Künstler.

Nach dem Studium der Kunstgeschichte und der Klassischen Archäologie in Salzburg bei Wilhelm Messerer und Hans Walter tritt Gustav Schörghofer 1981 in den Jesuitenorden ein. Er studiert Philosophie und Theologie in München und Rom und wird 1988 zum Priester geweiht. Für das sogenannte Experiment, das nach rund zehn Jahren Tätigkeit im Orden vorgesehen ist, reist er nach Italien, um sich Wochen lang der intensiven Betrachtung alter Kunstwerke zu widmen. Acht Stunden verbringt er allein vor einem Bild des frühbarocken Malers Caravaggio.

Heute ist Gustav Schörghofer neben seiner Funktion als Rektor der Jesuitenkirche als Künstlerseelsorger im Orden tätig. Kunst und Glaube sind für ihn parallele Ebenen ohne Schnittstelle. Aber die Parallele, sagt er, schafft eine Beziehung und interessante Bezüge.

Sendereihe