Sound Art: Lyrik heute
Gedichte einer Bergbäuerin
"Heimkommen". Von Theresia Oblasser
11. Juni 2025, 23:03
Theresia Oblasser ist 84 Jahre alt und Altbäuerin. Ich besuche sie in ihrem Zuhause in Taxenbach im salzburgerischen Pinzgau, am Brandstätterhof. Sie ist auch auf einem Bergbauernhof aufgewachsen, auf dem Großhornberg, lernte ihren Mann kennen, heiratete 1965 und zog einen Berg weiter. Zu schreiben beginnt sie, als die drei Kinder groß und aus dem Haus sind, da ist sie 43 Jahre alt. "Die Sachen, die ich früher gern gemacht habe, wie stricken oder nähen, die waren nicht mehr notwendig. Und ich bin einfach in ein Loch gefallen. Und dann habe ich langsam angefangen zu schreiben," sagt sie in ihrem Wohnzimmer sitzend, neben einem Kamin mit Blick auf die Berge. Ihre Schriftstellerkarriere begann Theresia Oblasser mit der Prosa, sie beschrieb ihre Bergbauernkindheit. Es folgten die Erzählung ihrer Jugend und schlussendlich Gedichte.
In ihrem Gedichtband "Heimkommen" beschäftigt sich Theresia Oblasser mit der Natur, dem Glauben, Märchenerzählungen, der Ehe, Gefühlen wie Ängsten, Sorgen und Zweifeln und ihren sehr präzisen Kindheits-und Jugenderinnerungen. "Erinnerungen habe ich bis in meine frühe Kindheit sehr viele. Ich habe ein totales Erinnerungsvermögen. Oft sind mir sogar Sätze und Wörter von meiner Kindheit total in Erinnerung," sagt Theresia Oblasser. "Und mein Lieblingsgedicht zu meiner Jugend ist Der brennende Dorn." Dieses Gedicht berichtet in eindrücklicher Form vom erwachenden Selbstbewusstsein einer schüchternen siebzehnjährigen Schülerin.
Dabei verwendet die Lyrikerin eine klare und einfache Sprache - sie beschreibt ohne zu belehren. Durch ihre Gedichte kann man erfühlen, wie Theresia Oblasser ihr Leben verbracht hat und verbringt, wie genau sie die Menschen um sich, sich selbst und die Natur wahrgenommen hat.
Service
Theresia Oblasser, "Heimkommen", Lyrik, Verlag Bibliothek der Provinz
Sendereihe
Gestaltung
- Elisabeth Weilenmann