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Punkt eins
Lernen ohne Angst und Gewalt
Was macht die Schule zu einem sicheren Ort? Gäste: Ardjana Gashi, klinische Psychologin, Psychosoziale Dienste Wien & Josef Mair, Fachteamleiter Schulsozialarbeit, Land Oberösterreich. Moderation: Marina Wetzlmaier. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
13. Juni 2025, 13:00
"Es ist schwer zu ertragen, wenn Schulen zu Orten von Tod und Gewalt werden", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Tag des School Shootings in Graz. Sie bezeichnet Schulen als Symbole für Jugend, Hoffnung und Zukunft. "Jedes Kind sollte sich in der Schule sicher fühlen", betonte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Bekundungen der Anteilnahme und des Mitgefühls kamen auch aus Deutschland, Italien und aus der Ukraine.
Was macht Schulen sicher? Braucht es Schleusen an den Eingängen, Sicherheitstüren, Gegensprechanlagen oder mehr Alarmübungen? Unabhängig von dem School Shooting hat sich an einigen Bildungseinrichtungen die Frage gestellt, ob bestehende Sicherheitskonzepte überarbeitet werden sollen. Rund 50 Schulen waren in den vergangenen Wochen und Monaten Ziele von Bombendrohungen. Betroffen waren Berufs-, Mittel- und Volksschulen in Niederösterreich, Oberösterreich, Wien, Salzburg, der Steiermark und im Burgenland. Urheber war u.a. ein 15-Jähriger, der Anfang Juni am Landesgericht Linz zu bedingter Haft verurteilt worden ist. Er hatte Drohschreiben an seine eigene und zwei weitere Schulen verschickt.
"In Krisenfällen sind die Lehrpersonen die wichtigsten Anhaltspunkte für die Schülerinnen und Schüler", sagt Katharina Renner-Spitzbart, Leiterin der Schulpsychologie und des Schulärztlichen Dienstes in Oberösterreich, in einem Interview. Aber auch die Lehrkräfte müssen sich sicher fühlen, damit sie möglichst ruhig handeln können. Dazu brauchen sie eigene Techniken zur Stressbewältigung und sie müssen die Notfallpläne kennen.
Leitfäden für den Umgang mit Notfällen werden von den Bildungsdirektionen zur Verfügung gestellt. Ein Beispiel dafür ist eine Krisen-Checkliste, die Josef Zollneritsch, Leiter der Abteilung für Schulpsychologie in der Steiermark, herausgegeben hat. "Krisen haben unser Leben und unsere Schulen leider fest im Griff", schreibt er einleitend, gefolgt von Handlungsempfehlungen bei Drohschreiben, Gewalt gegenüber anderen Personen, Suchtmittelmissbrauch, Diebstahl, Vandalismus, Unfällen, ungeklärter Abwesenheit von Schüler:innen und anderen Krisensituationen.
Im Schulalltag kann es viele Gründe geben, warum sich Kinder und Jugendliche nicht sicher und nicht wohlfühlen: Angst vor Mitschüler:innen, Überforderung, Zukunftssorgen, Demütigungen, Rassismuserfahrungen oder Krisen und Konflikte im privaten Umfeld.
Niederschwellige Unterstützungsangebote sind daher wichtig, um rechtzeitig auf die Sorgen und Probleme reagieren zu können. Mit Schulsozialarbeiter Josef Mair können die Kinder und Jugendlichen etwa per Brief in Kontakt treten, den sie in der Schule in einen Postkasten werfen. Auch Eltern und Lehrpersonen können sich an ihn wenden.
Eine niederschwellige Anlaufstelle ist auch der First Level Support der Psychosozialen Dienste in Wien. Über eine Hotline werden Beratungen für Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen angeboten. Leiterin Ardjana Gashi spricht darüber, wie man das Sicherheitsgefühl der Kinder und Jugendlichen stärken kann.
Wie kann ein vertrauensvolles Schulklima geschaffen werden, sowie ein achtsamer Umgang miteinander? Was tun, wenn das Kind nicht in die Schule gehen will? Wie können Ängste und Konflikte rechtzeitig erkannt werden? Welche Möglichkeiten der Gewaltprävention gibt es?
Über diese und weitere Fragen sprechen Ardjana Gashi und Josef Mair in Punkt eins bei Marina Wetzlmaier. Hörerinnen und Hörer sind wie immer herzlich eingeladen mitzudiskutieren: Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 (kostenfrei innerhalb von Österreich) oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Service
Telefonseelsorge: 142
Rat auf Draht: 147
Hotline der Schulpsychologie (österreichweit): 0800 211 320
Hotline First Level Support (Wien): 01/31 330