Vergeltungsspirale im Nahen Osten?

23. Juni 2025, 13:00

Die USA haben drei iranische Atomanlagen mit 14 bunkerbrechenden Bomben angegriffen. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Angriffe als "überwältigenden Erfolg". Mittlerweile schloss er auch einen Regimewechsel nicht mehr aus: Wenn das derzeitige iranische Regime nicht in der Lage sei, den Iran großartig zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regimewechsel geben?, so Trump.

Der Iran spielte die Schäden für das eigene Atomprogramm indes herunter und drohte mit Vergeltung. Außenminister Abbas Araktschi erklärte, es gebe kaum mehr Raum für Diplomatie. Zudem kündigte er an, am heutigen Montag in Moskau Russlands Präsident Wladimir Putin zu treffen.

Ebenfalls zur Lage in Nahost kommen heute die EU-Außenminister in Brüssel zusammen, ein Treffen, das durch den US-Angriff auf den Iran zusätzliche Brisanz bekommen dürfte. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drängt auf eine glaubwürdige diplomatische Lösung des Konflikts, um das Völkerrecht zu achten.

Unterdessen flog auch Israel weitere Angriffe gegen militärische Anlagen des Iran. Über Tote und Verletzte durch die Angriffe Israels und die iranischen Gegenschläge gibt es vollkommen unterschiedliche Angaben: Israel gab an, dass 24 Menschen getötet und über 1.000 Menschen durch iranische Raketenangriffe verletzt worden seien. Auf iranischer Seite gebe es über 600 Tote und Tausende Verletzte durch israelische Angriffe.

Die USA wollen verhindern, dass ein weiteres Land - der Iran - Atommacht wird, analysiert die Wochenzeitung "Die Zeit": Mit diesem Ziel wurde 2015 das Abkommen (Joint Comprehensive Plan of Action - JCPOA) abgeschlossen, in dem der Iran zusagte, auf die waffentaugliche Anreicherung von Uran zu verzichten und sich der Kontrolle der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA in Wien zu unterwerfen; im Gegenzug hoben die westlichen Staaten die Wirtschaftssanktionen auf, die sie über den Iran verhängt hatten.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu allerdings "wollte die gegenwärtige Schwäche des Regimes in Teheran unbedingt nutzen, um die Atomgefahr ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen", so die "Zeit" weiter: Leider sei Donald Trump ihm auf diesem Irrweg gefolgt. Eine neue Runde im nuklearen Rüstungswahnsinn sei damit eingeläutet.

Welche Auswirkungen hat das US-amerikanische Eingreifen in Iran auf die Weltlage? Wie groß ist das Risiko, dass das Regime in Teheran Vergeltung für die Angriffe auf seine Atomanlagen übt? Wie sehr steht das Volk hinter der iranischen Führung? Wie zuverlässig sind die iranischen Informationen über den Stand des Atomprogramms, die sie der IAEA liefern? Haben die Angriffe auf den Iran auch die Drohnenfabriken zerstört, so dass keine Drohnen mehr an Russland geliefert werden können?

Alexander Musik diskutiert mit Brigadier Dr. Walter Feichtinger, dem Präsidenten des Center für Strategische Analysen (CSA) und Politikwissenschaftler über das Eingreifen der USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran.

Wie immer sind Sie eingeladen mitzudiskutieren: Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79, E-Mails an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Alexander Musik