Radiogeschichten

Ein Finger für eine Ziege

"Ein halber Löffel Reis. Kindheit in einem japanischen Internierungslager". Von Dacia Maraini. Aus dem Italienischen von Ingrid Ickler. Es liest Brigitte Karner.

September 1943. Die Familie Maraini lebt seit Jahren in Kioto. Vater Fosco, ein Anthropologe, unterrichtet an der dortigen Universität, Mutter Topazia, Tochter sizilianischer Aristokraten, nimmt an den Versammlungen der Studenten gegen den Krieg teil, die älteste Tochter Dacia spricht fließend den dortigen Dialekt, die beiden jüngeren Geschwister Toni und Yuki wurden in Japan geboren. Als die Eltern von den japanischen Behörden vorgeladen werden, um sich zum verbündeten faschistischen Regime Italiens zu bekennen, verweigern sie den Treueschwur und werden samt Kindern in das Lager Tempaku in der Präfektur Nagoya deportiert. Dort sind sie Hunger, Kälte, Ungeziefer und den unberechenbaren, teils sadistischen Wächtern ausgesetzt.

Dacia Marainis Buch über ihre Kindheit im japanischen Internierungslager ist ein erschütternder Bericht, in dem die große europäische Autorin ihre eigenen Erinnerungen mit den Tagebucheintragungen ihrer Mutter und Zitaten aus den Büchern ihres Vaters und ihrer Schwester verknüpft, die diese gemeinsame schreckliche Zeit ebenfalls literarisch verarbeitet haben.

Dacia Maraini, Jahrgang 1936, feministische Pionierin, Gründerin experimenteller Theater, reiste mit Pier Paolo Pasolini für Filmprojekte nach Afrika, schrieb Drehbücher (u.a. für Margarethe von Trotta), Kurzgeschichten, Lyrik, Theaterstücke, Kinderliteratur, Essays und Romane. Sie wird immer wieder als Anwärterin für den Literaturnobelpreis gehandelt.

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Dacia Maraini, Ein halber Löffel Reis. Kindheit in einem japanischen Internierungslager. Aus dem Italienischen von Ingrid Ickler. Folio Verlag, Wien - Bozen, 2025

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