Diagonal
Forever Young - Diagonal über den Traum der Unsterblichkeit und den Fluch der Vergänglichkeit
"Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt werden", schrieb der irische Autor Jonathan Swift, dessen Roman Gullivers Reisen (1726) zu den Klassikern der Weltliteratur zählt - und hätte mit dieser Aussage wohl auch heute noch einen Nerv getroffen.
28. Juni 2025, 17:05
Vom Gilgamesch-Epos bis zu Kryonik, von Dorian Gray bis zu den neuesten Schönheitsbehandlungen - der Wunsch nach ewiger Jugend ist so alt wie die Menschheit selbst. In einer Zeit, in der Teenager bereits zu Anti-Faltencremes greifen, Soziale Medien Schönheitsideale diktieren und Botox längst kein Privileg der High-Society mehr ist, stellt sich die Frage: Was passiert, wenn Jugend nicht mehr eine Phase des Lebens, sondern ein dauerhafter Zustand werden soll?
Der US-amerikanische Romanist und Kulturphilosoph Robert P. Harrison stellt in Ewige Jugend: Eine Kulturgeschichte des Alterns eine provokante These auf: Unsere jugendbesessene Gesellschaft führe in Wirklichkeit "Krieg gegen die Jugend, der sie angeblich huldigt". Er warnt davor, dass eine Gesellschaft, die den Dialog zwischen den Generationen, und damit Weisheit und Kontinuität, verliert, nicht langfristig überlebensfähig sei. Durch die rasanten technologischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte können bereits zehn Jahre Altersunterschied völlig unterschiedliche Lebensrealitäten bedeuten. In unserem gegenwärtigen "Zeitalter der Verjüngung" übernehmen Erwachsene zunehmend den Stil und die Lebensweise der Jugend. Sind wir dem Traum von der ewigen Jugend so nah wie nie zuvor? Wird unsere Gesellschaft wirklich immer jünger, oder werden wir bloß infantiler?
Zwischen Mythologie, Wissenschaft und Popkultur untersucht Diagonal, wie die ewige Jugend zur Obsession wurde - und welche Folgen das für uns alle hat.
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