Was mir in Rom fehlt

2. Juli 2025, 06:57

Was mir in Rom fehlt, ergibt eine Liste, die nicht lang ist, aber präzis. Sie beginnt mit Vogelgezwitscher. Römische Amseln sind vorhanden, werden aber überkreischt von Möwen, bekannt als "fliegende Ratten", denn Möwen "stirln" gern im Müll, der großzügig rund um die Mülltonnen auf den Straßen dieser schönen Stadt zu finden ist. Was mich zu Punkt 2 meiner Liste führt, pardon, es wird spießig, aber: Eine funktionierende Abfallwirtschaft in Rom wäre ein Plus.

Punkt 3 geht ans Kaffeehaus. Klar weiß ich, wie alle Welt, die Vorzüge der italienischen Nationalinstitution "Bar" zu schätzen: Espresso am Tresen, zack und weg. Aber zwischendurch eine Stunde auf der gepolsterten Fensterbank im Kaffeehaus, mit Melange und Strudel, Zeitungen, die ich sonst nicht lese, und einer guten Dosis "Leit schauen": Das wär fein in Rom.

Mir fehlt, Punkt 4, das Schwarzbrot, das schwere, duftende vom Bäcker, das auch morgen noch schmeckt, während die Ciabatta schon heute Abend fad gesalzener Schaumgummi ist. Die Sprache, Punkt 5. Nicht nur, dass mir auf Italienisch Vokabeln fehlen. Manchmal fehlen mir Wörter, die es nicht gibt: das österreichische "eh" - unübersetzbar, ein Jokerwort. Italienisch hat kein Pendant, stattdessen sagt man viel oder nichts oder beides. Manchmal vermisse ich auch den dialektalen Trost, das "Host mi?" nach komplexen Ansagen und ähnliche Austriazismen.

Vogelgezwitscher, Müllabfuhr, Schwarzbrot, Kaffeehäuser, Wörter und - unbedingt - kühles Grün im Sommer: All diese in Rom vermissten Dinge darf ich umso mehr genießen, wenn es nordwärts geht. Österreichsehnsucht! Eine Sehnsucht, die in Österreich naturgemäß unbekannt ist. Ich kultiviere die meine in Italien, und was soll ich sagen? Sie gedeiht tadellos.

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