Jon Vickers

ASSOCIATED PRESS

Stimmen hören

"Jedesmal etwas Besonderes"

Jon Vickers, der heldische Charaktersänger - zum 10.Todestag

Als Giuseppe di Stefanos lyrische "Träne" und Mario Del Monacos Überwältigungsgeste den Zenith überschritten hatten, Franco Corelli mit heroischer Schneid und Carlo Bergonzi mit Finesse alter Schule die Erwartungshaltung im "großen" Fach prägten, stieß ein Kanadier in seinen Dreißigern in die Riege derer vor, die für Don Carlo und Andrea Chenier, Radamès und Otello bereit waren: Jon Vickers. Die Stimme: eher mächtig als brillant; das Timbre: verhangen, baritonal, rauchig; die emotionale Bandbreite: riesengroß. Einer, der sich weniger von Gesangs"partien" angezogen fühlte - obwohl der Äneas in den "Trojanern" von Berlioz, der Vickers' Durchbruch markierte, höchste vokale Ansprüche stellt! - als von komplexen Charakteren. Diese fand er im deutschen Fach bei Florestan und Tristan, und bei Brittens Peter Grimes. Jon Vickers wird gern mit dem Etikett "denkender Sänger" versehen - warum? Weil er mit unzähligen aus der Rolle entwickelten Ausdrucksnuancen bis in den Pianissimo-Bereich Portraits fern jeder Schablone zeichnete. Wie sprach Herbert von Karajan: "Bei so vielen Sängern geht die Musik immer in ein und dieselbe Richtung; bei Vickers fällt sie stets individuell aus, ist jedes Mal etwas Besonderes."

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel