Dimensionen
Erinnerungspolitik am Balkan: 30 Jahre nach Srebrenica
9. Juli 2025, 19:05
Im Juli 1995 verübten bosnisch-serbische Truppen unter dem Kommando von General Ratko Mladic in Srebrenica ein Massaker an rund 8.000 bosniakischen Jungen und Männern - das schlimmste Verbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Drei Jahrzehnte später ist die Angst vieler Menschen in Bosnien und Herzegowina groß, dass sich solche Gräueltaten wiederholen könnten. Bis heute fehlt dem Land eine gemeinsame Erinnerungskultur. Bosniakische und serbische Schüler:innen lernen aus unterschiedlichen Geschichtsbüchern. Während internationale Gerichte das Massaker von Srebrenica als Völkermord anerkannt haben, leugnen führende serbische Politiker wie Milorad Dodik, Präsident der Republika Srpska, diese Verbrechen öffentlich. Verurteilte Kriegsverbrecher werden glorifiziert, Mahnmale an den Tatorten verhindert. Warum spaltet die Erinnerung an die Verbrechen der 1990er Jahre das Land noch immer? Und wie kann Bosnien dreißig Jahre nach dem Genozid den Weg zur Versöhnung finden?
Von Bartholomäus Laffert