Ausgewählt
König der Baritone
Piero Cappuccilli - zum 20. Todestag
15. Juli 2025, 10:05
Er war Karajans Marquis Posa und Abbados Macbeth: Der am 9. November 1929 in Triest geborene Piero Cappuccilli galt als einer der führenden Verdi-Baritone seiner Generation. Sein Bühnendebüt gab er allerdings 1956 als Tonio in "Pagliacci" am kleinen Teatro Nuovo in Mailand; die Bühne der dortigen Scala betrat er erst acht Jahre später (in "Lucia di Lammermoor"), an nicht weniger als 13 "inaugurazioni", also den prestigeträchtigen Saisoneröffnungen, wirkte Cappuccilli bis 1980 mit. Seine erste Plattenaufnahme galt 1959 dem "Don Giovanni" (wobei Carlo Maria Giulini den höhensicheren Bariton in der Bassrolle des Masetto besetzte!), eine Unzahl an Studio- und Live-Aufnahmen in den wichtigsten Partien des Verdi-Repertoires, aber auch in Opern von Bellini, Donizetti, Ponchielli, Catalani, Giordano und sogar als Escamillo in "Carmen" folgten.
Das Debüt an der Metropolitan Opera (als Germont in "La traviata" 1960) kam wohl etwas zu früh: es zog keine weiteren Auftritte am wichtigsten US-amerikanischen Opernhaus nach sich. An den meisten anderen wichtigen Bühnen war Piero Cappuccilli ab der Mitte der 1960er Jahre jedoch regelmäßiger Gast. Im November 1966 stellte er sich an der Wiener Staatsoper als Amonasro ("Aida") vor und glänzte fortan nicht nur in Repertoireaufführungen, sondern auch in mehreren Premieren ("Don Carlo" 1979, "Attila" 1980, "Andrea Chénier" 1981 und "Un ballo in maschera" 1986). Und beim legendären Eklat in der öffentlichen Hauptprobe des "Trovatore" unter Karajan am 24. April 1978, als Franco Bonisolli seinen Degen hinwarf und verstummte, ließ sich der stimm- und nervenstarke Cappuccilli als Graf Luna nicht von der Krise des Tenors anstecken.
Die Folgen eines schweren Autounfalls im Jahre 1992 hat seine Karriere nicht verkraftet: Cappuccillis Staatsopern-Comeback als Tonio im März 1994 misslang. Am 11. Juli 2005 ist er verstorben.
Sendereihe
Gestaltung
- Christoph Wagner-Trenkwitz