Radiokolleg
Positionen in der Kunst (1)
Manfred + Stefanie Erjautz - Dämonologien des Alltags
21. Juli 2025, 09:30
Wie verändert Kunst unsere Sicht auf die Welt? Wie interagieren Künstler:innen mit der Welt? Was sind die künstlerischen Ausdrucksformen des 20. und 21. Jahrhunderts? Positionen in der Kunst ist eine Sammlung an Positionen, genreübergreifend und ihrer Zeit voraus.
Manfred Erjautz, geboren 1966 in Graz ist ausgebildeter Bildhauer, der unter anderem bei Bruno Gironcoli studiert hat. Durch Werke im öffentlichen Raum wie die Brunnenskulptur "Schneemann" aus Marmor im Hof des Priesterseminars oder die Installation dreier ausrangierter Straßenleuchten an der Fassade des Akademischen Gymnasiums ist er in seiner Heimatstadt überaus präsent. Heute nutzt Erjautz eine Vielzahl von künstlerischen Ausdrucksformen wie Musik, Performance, Videoprojektionen und poetische Texte, um seinen Traum von einem Gesamtkunstwerk 2.0 zu verwirklichen. Zuletzt führte er in Graz die multimediale Oper "The closer I get" auf.
Stefanie Erjautz, geboren 1932 in Schrems bei Frohnleiten, gestorben 2019 in Graz war seine Mutter und betätigte sich als Puppenmacherin. Zunächst waren dies Artefakte aus verschiedenen Textilien: Trachtenpuppen, Märchenfiguren oder bestellte Porträts, die sie nach Fotos anfertigte. Unter dem Einfluss ihres Künstlersohnes ereignete sich in ihrer Arbeit ein fundamentaler Wandel hin zum Dämonischen, zum Abseitigen, zum Inkommensurablen. Ein Maronibrater neben einem tätowierten Punk; eine besoffene Alte, die den Stinkefinger zeigt; eine Hure, der man unter den Rock schauen kann. Die Puppenkünstlerin Stefanie Erjautz zeigt die Welt nicht als Wille und Vorstellung, sondern als das, was der Fall ist. Mit allen bitteren Konsequenzen. Diese Folge der Positionen bringt ein Doppelporträt von Mutter und Sohn, die sehr unterschiedliche künstlerische Visionen verwirklicht haben, aber durch eine gemeinsame Antriebsenergie verbunden sind: die Obsession.
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- Thomas Mießgang