Ambiente - von der Kunst des Reisens
Kultur & Natur an der Atlantikküste
Ambiente Spezial:
Ein akustischer Ausflug in den Westen Frankreichs führt ins Naturschutzgebiet Marais Poitevin, zur Corderie Royal in La Rochelle und zum Themenpark "Puy du Fou"
10. August 2025, 10:05
Beeindruckend sind die Macht und Zügellosigkeit der graublauen aufgebäumten Wassermassen des Atlantiks, die kilometerlangen Sandstrände und die von Wind und Meer zerfressenen Felsformationen. Das Naturschutzgebiet Marais Poitevin erstreckt sich vom Stadtzentrum Niorts bis an die Küste. Einst war das Gebiet vom Meer überflutet. Nachdem sich dieses nach und nach zurückgezogen hatte, blieb eine sumpfige Landschaft übrig. Ab dem 11. Jahrhundert wurde es von Mönchen teilweise trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt. Mit seinen von Pappeln und Weiden umrahmten Wiesen, Kanälen und unzähligen Wasserläufen wird es oft "Grünes Venedig" genannt.
Auf dem "Hügel der Buche" inmitten des Hügellands der Vendee in der Nähe von Les Epesses steht ein Renaissance-Schloß, das einst für Francois du Puy du Fou und seiner Gattin Cathérine Laval erbaut wurde. 1794 wurde es durch einen Brand schwer beschädigt und verkam immer mehr als Ruine zu einem "Lost Place". 1977 wurde es von Philippe de Villiers, einem Absolventen entdeckt. Gemeinsam mit seinem Freund Jean Saint Bris, einem jungen Produzenten von "son et lumière"-Shows im Loire-Tal initiierte er in den Ruinen des alten Chateaus, das Spektakel "Cinéscénie". Inzwischen ist bereits mit Nicolas de Villiers die nächste Generation am Werk. Der 1989 eröffnete "Grand Parc du Puy du Fou" avancierte zu einem der beliebteste Themenparks Frankreichs und verzeichnet an die 2 Millionen Besucher pro Jahr.
Zur Zeit von Ludwig XIV. war die etwas südlicher gelegene Stadt Rochefort an der Mündung der Charante in den Atlantik ein wichtiger Marinestützpunkt. Jean-Baptiste Colbert der Staatsreformer des Sonnenkönigs ließ 1666 die auf dem Reißbrett geplante Stadt samt dem größten Flottenstützpunkt des Landes errichten. Im damals modernsten Marine-Arsenal wurden ab 1690 bis zur Revolution bis zu 10.000 Arbeiter beschäftigt und mehr als 300 Schiffe gebaut. Dazu gehörten u.a. der Dreimaster Hermione mit dem 1780 der Marquis de la Fayette nach Amerika aufbrach, um General Washington Frankreichs Unterstützung im Unabhängigkeitskrieg zuzusagen. Heute noch lohnt sich ein Besuch der Corderie Royal, der Königlichen Seilmacherei im Jardin de Retour.
La Rochelle - der kleine Felsen - liegt auf einem Kalkplateau, das in der Antike von den Santonen, einem Stamm der Gallier besiedelt wurde. Die Römer brachten den Anbau von Wein hierher und forcierten den Abbau von Salz. In der Zeit der Templer und unter ihrer Mitwirkung wurde der Hafen zum größten der Atlantikküste ausgebaut. Heute spielt die internationale Schifffahrt keine Rolle mehr. Der alte Hafen, der Tour de la Chaîne, und die Altstadt mit ihren Lauben gesäumten mittelalterlichen Gassen und Fachwerkhäuser haben la Rochelle zu einem beliebten Reiseziel gemacht.
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