Mein Quito

11. August 2025, 06:57

Als wir 1990 nach anstrengendem Überseeflug in Quito aus dem Flugzeug gestiegen sind, haben wir nicht geahnt, welchen Wendepunkt dies für unser Leben bedeuten würde. Wir, das waren mein Mann Wolfgang und ich, mit unserem dreijährigen Sohn Dominik an der Hand, unserem einjährigen Tobias im Arm und einer dreimonatigen Schwangerschaft in meinem Bauch.

Unser Aufenthalt war für neun Monate geplant, Dauer eines Praktikums meines Mannes im Pestalozzi Projekt des Ehepaars Wild. Danach wollten wir eine innovative Schule im Raum Graz gründen. Was würden wir in der fremden Kultur lernen?

Zunächst ringe ich in der zweithöchsten Hauptstadt der Welt auf 2800 Metern nach Luft. Zur Beruhigung lacht mich die am Äquator hoch im Zenit stehende Sonne freundlich an. Bald reihen sich Fügungen wie Perlen an einer Schnur aneinander. Die Geburt unserer Tochter Amélie beschert ihr eine ecuadorianische Staatsbürgerschaft und uns ein unerwartetes Einwanderervisum.

Die Koffer für die Rückkehr nach Österreich schon gepackt, schüttelt mich ein nächtlicher Traum mit der wörtlichen Botschaft: "Ihr sollt in Ecuador bleiben. Ihr habt eine Mission zu erfüllen". Wir folgen dem Ruf. Die Aufgabe entpuppt sich als Geschenk, dürfen wir doch die Pachamama Schule, ein holistisches Bildungsmodell, in die Verwirklichung führen.

Die Schritte sind von Hürden und Freuden begleitet. Heute steht die Dankbarkeit im Mittelpunkt. Allem voran Dankbarkeit an Ecuador, das uns mit seinen offenen Armen einen wunderbaren Lebenstraum erfüllen lässt, wobei Beruf zu Berufung wird. Dankbarkeit ist meine treue Begleiterin. Sie ist allgegenwärtig und jederzeit verfügbar. Sie wirkt wie eine Arznei, am besten ehrlich gefühlt und sorgsam gepflegt in täglichen Ritualen.

Service

Véronique Gorris, "Zwischenräume", Metanoia-Verlag 2019

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler

Übersicht

• Österreicherinnen und Österreicher in der Welt