Leerer Raum und großer Geist

16. August 2025, 06:57

Im Centro de Desarrollo Integral, einem Zen-Zentrum für ganzheitliche Entwicklung, habe ich bald ein wunderbares Wirkungsfeld gefunden. Dieses wurde von der emigrierten tschechischen Jüdin Vera Kohn mit dem Jesuitenpater Vinicio Rueda als transzendenter Ort für die Entfaltung des Humanpotenzials gegründet. Der "leere Raum" bringt uns mit dem eigenen Wesenskern in Berührung. In einem meiner Gedichte fasse ich dies so in ein Sprachbild:

Einblick

Seelenspiegel schauen
Dich erkennen
Darauf bauen

Weg vom Schein
Ganz ins Sein

Meine Dozentur an der Universidad Andina in Quito hat mir bereichernde Einblicke in die Kosmovision und Spiritualität der indigenen Bevölkerung der Anden gewährt, die von tiefer Ehrfurcht vor der Schöpfung zeugen. Die weibliche Pachamama, Mutter Erde und der männliche Sonnengott Inti ergänzen einander. Darüber waltet Pachakama, der Große Geist.

Dem Göttlichen huldigen die Ureinwohner der Anden in jeglichen Ausdrucksformen der Natur. Behüten wir sie, behüten wir uns, die Spezies Mensch, ist ihre Botschaft. Kondor und Adler, als Symbole für Intuition und Intellekt, sollen sich zu gemeinsamem Flug erheben. Es ist die Verbindung von Herz und Verstand.

Mein eigenes berührendstes Naturerlebnis erfahre ich auf Galapagos, zu dessen Besuch ich ermuntern kann: es ist eine Wunderwelt für sich. Beim Schnorcheln schwimmt plötzlich nur ungefähr einen Meter unter mir eine Riesenschildkröte, die mich gut fünf Minuten lang geruhsam durchs glasklare Wasser begleitet. Ein himmlisches Glücksgefühl erfasst mich bis tief in mein Herz.

Wenn ich mich an etwas besonders Kraftspendendes erinnern möchte, gleite ich in meiner Vorstellung mit diesem Urtier durch die Gezeiten.

Service

Véronique Gorris, „Zwischenräume“, Metanoia-Verlag 2019

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Gestaltung

• Alexandra Mantler

Übersicht

• Österreicherinnen und Österreicher in der Welt