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Gedanken für den Tag
Friedrich Nietzsche, der Vielseitige
Gerald Hödl, Religionswissenschaftler, zum 125. Todestag
18. August 2025, 06:57
1844 wird Friedrich Nietzsche in dem Dorf Röcken in Sachsen als Sohn des dortigen lutherischen Pastors und einer Pastorentochter geboren. Natürlich hält der Vater selbst bei der Taufe die Predigt. Darin legt er das Programm fest, den Jungen in Christus und für Christus zu erziehen.
Ein typisches Beispiel eines gescheiterten Erziehungsprogramms. Die familiären Hoffnungen gehen auch nach dem frühen Tod des Vaters darauf, aus dem kleinen Fritz einen großen Theologen zu machen. Nach anfänglicher, wenig erfolgreicher Zeit in der Bürgerschule - man hat dem späteren großen Stilisten der deutschen Sprache schlechte Noten in Deutsch gegeben - besucht er zunächst das Domgymnasium in Naumburg, um dann in die Eliteschule im nahegelegen Pforta zu wechseln.
Dort muss er noch einmal in Tertia beginnen. Aber bald ist er der Primus der Klasse und brilliert vor allem in den klassischen Fächern (man hatte lateinische Aufsätze zu schreiben gehabt, und auch griechische sind von ihm überliefert). Erst vier Jahre nach ihm gelingt es wieder einem Absolventen, das Abitur in Latein mit Auszeichnung zu bestehen - dem später bedeutenden Altphilologen Willamowitz-Moellendorf.
Einer von Nietzsches Freunden aus dieser Zeit ist Paul Deussen, ein Pionier der Sanskritforschung. Nietzsche wendet sich folgerichtig als Student von der Theologie ab und der Philologie zu, wird mit nicht ganz 25 Jahren Professor an der Universität Basel, wo Jakob Burckhardt und der kritische Kirchenhistoriker Franz Overbeck, bis zum Ende ein treuer Freund, zu seinem Umgang gehören. Seine Versuche, auf einen Lehrstuhl für Philosophie zu wechseln - er hat hervorragende Kenntnisse in der antiken Philosophie und ist inzwischen ein ehemaliger Schopenhauerianer, scheitern. Er muss seine Professur krankheitsbedingt aufgeben und lebt fürderhin, unterstützt von einer Basler Pension, als Freigeist ein Wanderleben, hauptsächlich zwischen dem Engadin und Genua. In dieser Zeit entsteht der Hauptteil seiner Werke, die ihn zu einem Klassiker der deutschen Literatur gemacht haben.
Service
Friedrich Nietzsche, "Die fröhliche Wissenschaft", Reclam 2024
Friedrich Nietzsche, "Also sprach Zarathustra", Reclam 2023
Friedrich Nietzsche, "Ecce homo", Anaconda 2025
Christian Tietz, "Nietzsche. Leben und Denken im Bann des Christentums", C. H. Beck 2025
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Kyrre Kvam
Gesamttitel: ALTES GELD
Titel: Altes Geld - Der Mensch im Tier
Ausführende: Kyrre Kvam
Länge: 04:00 min
Label: ORF-Enterprise Musikverlag