Biobus in den USA

BIOBUS

Punkt eins

Wissenschaft auf Rädern

Mobile Labors in New York City fördern das Vertrauen in die Wissenschaft. Gast: Christine Marizzi, Ph.D., Direktorin Community Science "BioBus", außerordentliche Assistenzprofessorin Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York City. Moderation: Marina Wetzlmaier. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Eine Gruppe Jugendlicher streift mit Klemmbrettern unter den Armen durch den Central Park in New York. Ihre Blicke sind auf den Boden gerichtet. Entdecken sie frischen Vogelkot, ist die Freude groß. Mit Masken und Handschuhen geschützt geben sie den Kot mit Wattestäbchen in Probenröhrchen. Später werden sie die Proben im Labor nach Spuren von Vogelgrippeviren untersuchen. Die "New York City Virus Hunters", die Virenjäger:innen, sind eines der Forschungsprojekte, die im Rahmen des "BioBus" durchgeführt werden. Der BioBus ist tatsächlich ein Bus, ein mobiles Labor, das Wissenschaft zu den Menschen bringen soll. Zielgruppe sind vor allem Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft wenig Zugang zur wissenschaftlichen Gemeinschaft haben. Jeder und jede kann forschen, lautet das Motto.

Wissenschaftler:innen unterstützen die jungen Forschenden dabei, unter ihnen die Mikrobiologin und Genetikerin Christine Marizzi. Die Österreicherin lebt und arbeitet seit 14 Jahren in New York City. Dort ist sie außerordentliche Assistenzprofessorin an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, einer privaten Hochschule für Medizin und Biologie, und sie leitet den Bereich Community Science des "BioBus" in Harlem.

Bildungschancen sind in den USA ungleich verteilt. Das New Yorker Schulsystem sei eines der meist segregierten des Landes, schildert Christine Marizzi. Während einige Schulen über eigene Labors verfügen, findet man in anderen desolate Klassenräume, die keine Möglichkeiten zum Experimentieren bieten. Die Mitarbeitenden von "BioBus" fahren direkt zu den Schulen, bieten Nachmittagsprogramme an und betreiben ein Gemeinschaftslabor in Harlem. Die Schülerinnen und Schüler suchen nicht nur nach Viren, sondern beschäftigen sich mit der Luftqualität in der Stadt, mit der Wasserverschmutzung und wie sich diese auf Kleinstlebewesen auswirkt, mit Maßnahmen gegen Hitze oder den Folgen von Lärm. Sie mikroskopieren, stellen Fragen, die sie selbst beschäftigen, und erarbeiten Antworten gemeinsam mit Wissenschaftler:innen. Ihre Ergebnisse präsentieren sie im Anschluss der Öffentlichkeit.

Christine Marizzi spricht von Wissenschaft auf Augenhöhe und von Dialog als wichtige Strategien gegen Wissenschaftsskepsis und für mehr Vertrauen in Institutionen. Auch in Österreich sei mehr Wissenschaftskommunikation notwendig, betonte Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Laut Wissenschaftsbarometer der ÖAW ist das Interesse der Befragten an Forschung gesunken. Drei Viertel gaben zwar an großes Vertrauen in die Wissenschaft zu haben, um das andere Viertel müsse man jedoch "kämpfen", so Faßmann. Im internationalen Vergleich liegen Österreich und und der deutschsprachige Raum in Sachen Vertrauen unter dem weltweiten Durchschnitt.

Christine Marizzi ist zu Gast bei Marina Wetzlmaier und spricht darüber, welchen Zugang die Menschen zu Wissenschaft haben sowie über ihre Erfahrungen der Wissensvermittlung mit dem "BioBus". Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.

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