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Gedanken für den Tag
Vally Wieselthier und ihre Kritiker
Anne-Katrin Rossberg, Kustodin der Sammlung Metall und Wiener Werkstätte Archiv, zum 80. Todestag der Keramikerin Vally Wieselthier
4. September 2025, 06:57
"1922 kam ein neuer Direktor in die Wiener Werkstätte", schreibt Vally Wieselthier in ihren Erinnerungen. "Er versuchte, uns zu einem fixen Gehalt anzustellen, und unser Paradies war verloren." Erstaunlich! Was sich viele Künstler:innen gewünscht hätten, sah Wieselthier als Einschränkung ihrer Freiheit und sie richtete daher eine eigene Werkstätte in der Ecke Neubaugasse/Mariahilferstraße ein. Sie ist eine gute Selbstvermarkterin, erhält Aufträge von der Gemeinde Wien für Bauplastiken an den neuen Gemeindebauten und eroberte den deutschen und amerikanischen Markt.
1925 dann in Paris: Die berühmte Kunstgewerbeausstellung findet statt, die dem Art-Déco-Stil später seinen Namen geben sollte. Wieselthier berichtet von ihrem großen Erfolg dort, von Silber- und Goldmedaillen, von rauschenden Festen mit Champagner bis zum nächsten Nachmittag. Anlässlich der Ausstellung wird aber auch Kritik gegenüber dem österreichischen Kunstgewerbe laut. Und die richtet sich besonders gegen die Frauen.
Der Grafiker Julius Klinger zum Beispiel setzt das Kürzel der Wiener Werkstätte WW mit "Wiener Weiberkunstgewerbe" gleich und schreibt: "Man denkt sofort an etwas Ueberspitztes, Affektiertes, Unechtes und vor allem Ueberflüssiges, mit einem Wort an ein Erzeugnis der WW. Wiener Weiberkunstgewerbe! Sogar ihre Vornamen lassen diese fingernden Mänaden nicht in Ruhe, sie kletzeln so lange an ihnen herum, bis sie schließlich Fini, Zoe, Noe, Lydi, Vally, (...) oder gar Mäda heißen."
Vally lässt sich davon nicht beeindrucken. Sie kehrt 1927 in die Wiener Werkstätte zurück und wird dort Leiterin der Keramikabteilung. Bevor sie ein Jahr später nach New York geht, entstehen einige ihrer schönsten figürlichen Plastiken.
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Alexander von Zemlinsky 1871 - 1942
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Franz Blei
Album: Alexander Zemlinsky - RSO Wien, Mälkki, Albrecht, Petra Lang, Siegfried Lorenz
* Sehr lebhaft (Presto die Viertel), ganze Takte - 1.Satz
Titel: Sinfonietta op.23
Solist/Solistin: Siegfried Lorenz
Orchester: ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Leitung: Gerd Albrecht
Länge: 07:12 min
Label: Capriccio C5377