Radiokolleg

Vom neuen Leben in den Alpen (1)

Ohne Bergbauern keine Zukunft

Der Alpenraum gehört zu den attraktivsten, aber auch am meisten gefährdeten Lebensräumen in Europa. Viele alpine Regionen verlieren zunehmend ihre kulturelle Eigenart, wenn sie von externen wirtschaftlichen Abhängigkeiten, vom Massentourismus und Konsumkultur, sowie einem einseitigen Fortschrittsbegriff geprägt sind. Doch das ist keine zwangsläufige Entwicklung. Es gibt mittlerweile viele Beispiele eines "neuen Lebens in den Alpen" (Hans Haid), die dem Identitätsverlust widerstehen: Nachhaltige Landwirtschaft und exzellentes Handwerk, regionale Kreisläufe und kooperative Wirtschaftsformen, technologische und soziale Innovationen, ökologische Bauweisen und sanfter Tourismus. Sie alle stärken die lokale Identität, die Resilienz und die Lebensqualität der Alpenbewohner:innen und schaffen Orte des "guten Lebens".

Die heutige Ästhetik der Alpenlandschaft ist kein Zufallsprodukt der Natur, sondern das Ergebnis jahrhundertelanger menschlicher Arbeit. Almwirtschaft, Ackerbau und Hirtenkultur prägten die alpinen Regionen tiefgreifend und schufen ein einzigartiges Mosaik aus Wäldern, Wiesen und Almböden. Weil steile Berghänge nie vollständig gerodet wurden, entstand eine kleinräumige, abwechslungsreiche Landschaft, die als Inbegriff alpiner Schönheit gilt. Außerdem verringern kultivierte Flächen die Verbuschung und die Bodenerosion als Folge von Extremwetterereignissen, Lawinen und Vermurungen. Die Almen - grüne Weideflächen unterhalb der Gipfel - sind dabei mehr als idyllische Sehnsuchtsorte: Sie sind Symbol für eine enge Verbindung zwischen Mensch, Tier und Natur. Doch hinter dieser Romantik verbirgt sich harte Handarbeit, die zunehmend zu verschwinden droht. Dabei spielen die Bergbauern vor allem für die Nahrungsmittelproduktion und die Ernährung der lokalen Bevölkerung eine Schlüsselrolle. Alte Haustierrassen, Direktvermarktung, kreative Nutzung natürlicher Ressourcen und Bildungsangebote zur Umwelt sensibilisieren für eine neue Art des Landwirtschaftens.

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