Passant:innen, Menschen auf dem Weg in die Arbeit

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Gedanken für den Tag

Mein Sinn

von Fariza Bisaeva, Doktorratsstudentin der Islamischen Religionspädagogik

Was ist eigentlich der Sinn des Arbeitens? Gibt es einen, oder macht man den erst nachträglich? Und ist es denn überhaupt wichtig, woraus man ihn zieht? Aber brauchen tue ich ihn auf jeden Fall, denke ich zumindestens. Ich meine, ich kenne Menschen, die finden in der Arbeit ihren Sinn des Lebens, und ich kenne solche, die arbeiten, um ihrem Sinn des Lebens nachgehen zu können. Ist das eine besser als das andere? Gibt es da denn ein "gut", ein "geht so", ein "es wäre besser, wenn"?

Keine Ahnung, ich weiß nur so viel: mein Sinn ist ein ganz bunter Vogel, der gefühlt jeden Tag ein anderes Lied singt. Ich verstehe ihn nicht immer und könnte schwören, er sich selbst auch nicht. Und dennoch ist es mein Vogel. Von mir gefärbt, von mir genährt, immer ein Spiegelbild meiner Selbst.

Mich in ihm zu sehen - irgendwie ein gruseliger Gedanke und gleichzeitig aber auch unendlich ermächtigend, so Schöpferin und Schöpfung auf einmal zu sein. Denn damit bestimme ich, ob und welchen Sinn meine Arbeit hat. Ob ich für mich überhaupt einen Sinn brauche, ob er von der Arbeit weggenommen oder erfüllt wird - und auch, ob mich das stört oder freut -, nach dem Motto: Alles darf und nichts muss sein.

Das ist auch meine Einladung für heute: sich einen eigenen Sinn zu basteln, ihn wenn nötig, wieder zu verbannen, ihn zu verwandeln, wenn gewünscht, ihn ein Sprech- oder Schweigegebot zu geben - vollkommen egal, Hauptsache, man übernimmt Verantwortung für den eigenen Vogel und lässt sich keinen anderen andrehen.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Franz Schubert 1797 - 1828
Titel: Symphonie Nr.5 in B-Dur DV 485
* Allegro - 1.Satz (00:07:31)
Orchester: Wiener Philharmoniker
Leitung: Sir Georg Solti
Länge: 01:10 min
Label: Decca 4143712

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