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Sound Art: Zeit-Ton
In memoriam Dieter Kaufmann
Dieter Kaufmann. Komponist, Pionier, kritischer Geist und stets engagierter Erneurer.
26. September 2025, 23:03
Am vergangenen Dienstag ist Dieter Kaufmann im Alter von 84 Jahren verstorben. Geboren 1941 in Wien, wuchs Kaufmann in Kärnten auf. Er studierte zunächst Germanistik und Kunstgeschichte, konzentrierte sich dann aber immer mehr auf Musikerziehung, Violoncello und vor allem auf das Studium der Komposition, zuerst in Österreich bei Karl Schiske und Gottfried von Einem, bis es ihn schließlich nach Paris zog, wo er sein Studium bei René Leibowitz, Olivier Messiaen, Pierre Schaeffer und Francois Bayle fortsetzte.
Dabei entwickelte Dieter Kaufmann nicht zuletzt ein besonderes Interesse für die Elektroakustik. Von seinen Erfahrungen mit der Pariser Group de recherches musicales (GRM) profitierte später auch die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, die mdw, wo Kaufmann seit dem Jahr 1970 das Profil des Lehrganges für elektroakustische und experimentelle Musik - kurz ELAK - nachhaltig prägte, den er fortan leitete.
Von 1991 bis 2006 hatte Dieter Kaufmann an der mdw weiters eine Professur für Komposition inne. Davor - von 1983 bis 1990 - leitete er die Kompositionsklasse am Kärntner Landeskonservatorium. Die Weitergabe seines Wissens an jüngere Generationen war ihm stets ein zentrales Anliegen.
1975 gründete Kaufmann gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin und Sängerin Gunda König, und mit dem Tontechniker Walter Stangl das K & K Experimentalstudio in Wien, mit dem er zahlreiche multimediale Projekte realisierte. Mit dem K & K Experimentalstudio gestaltete der so vielseitig Engagierte von 1982 bis 1987 auch eine eigene ORF-Sendereihe mit dem Titel "Was soll der Klang in meiner Hand".
Dieter Kaufmann war 1969 Gründungsmitglied der Groupe International de Musique Electroacoustique de Paris (GIMEP), Präsident der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, der IGNM - Sektion Österreich, weiters der Gesellschaft für Elektroakustische Musik und er war von 2001 bis 2004 Präsident des Österreichischen Komponistenbundes.
Das reiche musikalische Schaffen von Dieter Kaufmann umfasst elektroakustische Stücke ebenso wie musiktheatralische Werke und Vokalmusik. Dabei waren viele Kompositionen von sozialkritischem Engagement getragen. "Der Tod des Trompeters Kirilenko" etwa erinnert an einen im Nationalsozialismus ermordeten Musiker. Für das Mozart-Jahr 2006 komponierte Kaufmann nach einem Libretto von Josef Winkler das "Requiem für Piccoletto", in der Neuen Oper Wien wurde 2008 "fuge - unfug - e" nach Elfriede Jelineks Theaterstück "er nicht als er" uraufgeführt.
Wir ändern in memoriam das Programm des heutigen Zeit-Tons und präsentieren Ihnen Ausschnitte aus einer Sendung, die Irene Suchy im April 2011 zur Feier des 70. Geburtstages von Dieter Kaufmann gestaltet hat. Die ursprünglich für heute vorgesehene Zeit-Ton Zeitreise mit Alexander Pehlemann wird zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt.
Sendereihe
Gestaltung
- Irene Suchy