Pflaster nach Impfung auf Oberarm

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Punkt eins

Virenflut und Impfstrategien

Impflücken, Impfempfehlungen, neue Forschung gegen neue Risiken. Gast: Priv.-Doz.in Dr.in Monika Redlberger-Fritz, Virologin, MedUni Wien. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Am 1. Oktober wird der neue österreichische Impfplan vorgestellt. Derzeit sind etwa Covid-Impfungen schon verfügbar, auch bei den Grippeimpfungen wurden schon Kontingente ausgeschickt. Die Nachfrage nach Impfungen ist noch gering. Dabei sei eine Auffrischung mit einem aktuellen Impfstoff nicht zuletzt bei Influenza sehr wichtig, denn das Virus habe die Tendenz, sich genetisch rasch zu verändern, sagt Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien. Sowohl die Grippe- als auch die Corona-Zahlen sind bereits im Steigen, pünktlich zum Start der Infektsaison mit Schulbeginn und Herbstwetter.

"Sehr effektiv" ist nach einer aktuellen Studie auch die Impfung gegen HPV, ein Virus, das Krebs auslösen kann. In Österreich empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG) die HPV-Impfung für Mädchen und Buben im Alter von neun bis elf Jahren im Rahmen des kostenlosen Kinderimpfprogramms. Derzeit ist bis zum 30. Geburtstag eine kostenlose Nachholimpfung möglich; über eine Erweiterung auf die Risikogruppe der über 60-Jährigen denkt die Politik zumindest nach. Impfungen gegen Pneumokokken und Gürtelrose werden fix schon ab 2026 gratis für Erwachsene angeboten. Hier folgt das Gesundheitsministerium den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums.

Eine Gratis-Immunisierung gegen das RSV-Virus für Neugeborene wurde vom Gesundheitsministerium im vergangenen Winter schrittweise ausgerollt. Ab Oktober steht die Impfung nun erstmals für alle Säuglinge in Österreich zur Verfügung. Eine Sekundärstudie aus Deutschland bestätigt nun erneut den erheblichen Nutzen der Impfung. Vor allem in den ersten beiden Lebensjahren kann die Infektion zu einer bedrohlichen Bronchiolitis führen; die passive Immunisierung senkt das Risiko einer Hospitalisierung um 83 Prozent, heißt es. In Österreich führt das RSV-Netzwerk der MedUni Wien derzeit "sporadisch" verzeichnete Infektionen an. Im Frühjahr dieses Jahres wurde dagegen ein starker Zuwachs verzeichnet. Bisher müssen pro Jahr mehr als 1.000 Kinder mit RSV im Spital behandelt werden.

Das Produktionsverfahren für monoklonale Antikörper, auf denen unter anderem die RSV-Impfung basiert, wurde im August vor genau 50 Jahren erstmals beschrieben. 1984 gab es dafür den Nobelpreis. 2025 warnt dagegen die Weltgesundheitsorganisation WHO angesichts drohender Kürzungen von Forschungsmitteln. Ein "schwerer Rückschlag" drohe der mRNA-Forschung, nachdem die USA unter Trump ihre Beitragszahlungen eingestellt haben. US-Gesundheitsminister Robert Kennedy gilt als Impfskeptiker; die Impfempfehlungen wurden dort schon drastisch zurückgefahren, Covid-Impfstoffe sind nur sehr eingeschränkt verfügbar, und Masern-Ausbrüche haben schon zu mehreren Todesfällen bei Kindern geführt. Die Masern machen aber auch Österreich zu schaffen: Die Kombinationsimpfung, die seit langem kostenfrei zur Verfügung steht, wird weit schlechter angenommen als im EU-Schnitt. Ähnlich sieht es auch bei Keuchhusten aus.

Monika Redlberger-Fritz untersucht mit ihrem Team am Zentrum für Virologie der MedUni Wien unter anderem die Epidemiologie von RSV in Österreich sowie die Influenzawellen und deren Auswirkungen auf die österreichische Bevölkerung - und nicht zuletzt auch die Wirksamkeit der Impfstoffe. Wie ist der Stand der Virenprävention in Österreich und weltweit, was ist an Krankheitsgeschehen für die kommende Wintersaison zu erwarten, welche neuen Risiken, welche neuen Hoffnungen kommen darüber hinaus auf uns zu?

Monika Redlberger-Fritz gibt einen Überblick, und Sie können mit ihr reden: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Xaver Forthuber