Ambiente - von der Kunst des Reisens

Calais, Cap Blanc-Nez und Arras

Spuren der Weltkriege, Kulinarik und Natur - eine Reise von Calais bis nach Arras, dem Verwaltungssitz des Départements Pas-de-Calais

Calais hat mit seinem Image schwer zu kämpfen. Im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört, verströmt die Hafenstadt an sich einen reizvollen Nachkriegscharme. Doch geriet sie in den vergangenen Jahren vor allem wegen des Migrationsthemas und des Flüchtlingscamp "Dschungel" in die internationalen Schlagzeilen. Um sich als Reiseziel attraktiver zu präsentieren, schiebt sich seit Dezember 2019 ein Drache aus 72 Tonnen Stahl und Holz knurrend und Rauch speiend mit weitem Flügelschlag über die Strandpromenade von Calais. Über seinen Schwanz können Besucher den 15 Meter hohen Rücken dieses Werks der Künstlergruppe "La Machine" erklimmen. Von dort bietet sich ein Blick über die Promenade der Stadt sowie den Fährhafen am Ärmelkanal.

Vom imposanten Cap Blanc-Nez mit seinen steil abfallenden Abhängen aus Kreidegestein und Mergel lässt es sich dann sogar bis nach England schauen. Während eines Naturguide-Spaziergangs ist auch viel Wissenswertes über die besondere Flora und Fauna der Region und ihre ebenfalls vom Zweiten Weltkrieg gezeichnete Geschichte zu erfahren.

Die etwas mehr als 100 Kilometer entfernte Stadt Arras wiederum war schon im Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz und Produktionsstätte kostbarer Tapisserien sowie ein Kunstzentrum. Vom einstigen Reichtum zeugen die beiden großen Plätze, Grand'Place und Place des Héros, wo abends bei gutem Wetter auch gerne das eine oder andere Glas lokal gebrauten Biers genossen wird. In den vergangenen Jahren haben die Produkte örtlicher Brasserien geradezu Kultstatus erlangt. Bei den teils spätbarocken Häusern und dem für die Region typischen Glockenturm handelt es sich freilich um Wiederaufbauten, wurde die Stadt doch während des Ersten Weltkrieges zu 80 Prozent zerstört. Das Grauen jener Tage wird bei einer Führung durch den "Carrière Wellington" (Wellington Steinbruch) vor Augen geführt. Ab 1916 adaptierten neuseeländische Tunnelbauer teils noch aus dem Mittelalter vorhandene Minenstollen zu militärischen Zwecken. Heute ist die damals angelegte "Stadt unter der Stadt", in der sich mitunter bis zu 24.000 Soldaten aufhielten, eine Gedenkstätte zu Ehren der Ersten, Dritten und Fünften Regimenter der Britischen Division, die an der Schlacht von Arras gegen die Deutschen teilnahmen.

Gestaltung: Edgar Schütz

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