
SIEGRID ABLINGER
Supernova
In memoriam Peter Ablinger
Der Komponist und Musikkonzeptionist Peter Ablinger beim ORF musikprotokoll im steirischen herbst
12. Oktober 2025, 19:45
Einer der Schwerpunkte im Rahmen des diesjährigen ORF Festivals musikprotokoll im steirischen herbst war Peter Ablinger gewidmet. Im Frühjahr - am 17. April - ist der so einflussreiche Komponist und Musikkonzeptionist nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren verstorben. Zu Gast sein werden in dieser Ausgabe von Supernova die beiden langjährigen Weggefährten Winfried Ritsch und Christian Scheib.
"Im November und im Dezember 2024 besuchten wir Peter Ablinger in Berlin", so Christian Scheib, der als ehemaliger künstlerischer Leiter des musikprotokoll Peter Ablinger über mehrere Jahrzehnte hinweg begleitet hat. "Er war an ALS erkrankt und langsam begann sich die Nervenkrankheit bemerkbar zu machen, beim Gehen und Reden und Schlucken. Aber Peter Ablinger war trotz beginnender Einschränkungen guter Dinge, wenn man das so sagen darf. Als wir bei ihm im Studio waren, saß er an seinem Arbeitstisch, erzählte lang und ausführlich von entscheidenden Wendepunkten in seinem Komponistenleben und demonstrierte Manches auf seinem Rechner. Da war auch noch die eine oder andere Skizze von noch nicht Realisiertem dabei.
Das brachte uns auf die Idee, wieder einmal - oder noch einmal - Pläne für Uraufführungen seiner Konzeptionen beim kommenden musikprotokoll im steirischen herbst in Graz zu planen. Mag ja sein, dachten wir, dass Peter im schlimmsten Fall mit Rollstuhl nach Graz kommen wird. Als er dann im April 2025 verstarb, waren wir; waren alle, schockiert. Wir hatten einfach nicht mit einem so schnellen Krankheitsverlauf gerechnet.
Zwei Skizzen hatten es uns besonders angetan, auch weil sich in diesen beiden Werken fast so etwas wie eine Synopsis von vielen radikalen Ablingerschen Konzeptionen wiederfinden lässt: Ein statisch und doch permanent bewegtes Klangbild für großes Orchester und Elektronik sowie eine quasi unhörbare Klanginstallation. Beide Werke hat Peter Ablinger noch in professionelle Form gebracht, sprich Notenmaterial und Skizzen hergestellt, um die Uraufführungen möglich zu machen.
Im uraufzuführenden Orchesterstück "Die Wendel" - wie in "die Wendeltreppe" - hält das live spielende Orchester einen Akkord übereinandergeschichteter Quinten aus, einen damit notgedrungenermaßen zwölftönigen Akkord. Derselbe Akkord in einer zugespielten Version beginnt sich, bewegt durch eine elektronische Manipulation, langsam vom live gespielten Akkord wegzudrehen. Und von diesem Wegdrehen ist der Titel "Die Wendel" abgeleitet. Eine Folge von schillernden, vibrierenden, mikrotonalen Verschiebungen ist die Folge dieses minimalen Eingriffs: Wenn aus der Kommunikation von Obertonschwingungen miteinander dann letztlich Musik wird."
Neben weiteren Mitschnitten aus früheren musikprotokoll-Jahren, in denen Peter Ablinger zu Gast war, wird es auch akustische Eindrücke dreier Installationen zu hören geben, die beim musikprotokoll 2025 im Graz Museum zu erleben waren, - "Movement for Brass (Infringement)" und "weiss/weisslich 27d", letztere hat Ablinger Winfried Ritsch gewidmet, der wiederum für Ablinger "Gesang der Orgel 2b" geschaffen hat.
Mit der Unterstützung von VGR - Verwertungsgesellschaft Rundfunk.