Spielräume
Displaced
Musik aus allen Richtungen mit Michael Neuhauser. Neue Alben von Michalis Kouloumis und Virgil Moorefield
15. Oktober 2025, 17:30
Die vielen Möglichkeiten, es ins Deutsche zu übersetzen, illustrieren die zahlreichen Bedeutungsnuancen des englischen Worts "displaced". Als gäbe es da eine große unsichtbare Hand, welche Menschen versetzt, verlagert oder verschiebt wie Zinnsoldaten; als wären diese Menschen selbst inaktiv, wenn ihnen an einem bestimmten Punkt ihres Lebens keine andere Wahl bleibt, als ihren Aufenthaltsort zu verlassen und einen anderen zu suchen. Aber das unterstreicht nur die Unfreiwilligkeit, Ohnmacht und fremde Gewalt, die Menschen zu Vertriebenen und Flüchtenden macht, fast immer mit dem Resultat, dass sie dort, wo sie auftauchen, erneut fehl am Platz sind - displaced eben, deplatziert.
Zwei kürzlich erschienene Instrumental-Alben widmen sich diesem immer aktuellen Thema. Der in seinen Anfangsjahren vor allem als Schlagzeuger aktive Musiker, Produzent und Komponist Virgil Moorefield hat für sein US-amerikanisch-schweizerisches Pocket Orchestra ein 16-minütiges Stück geschrieben, das auch titelgebend wurde für sein aktuelles Album: "A Wish for the Displaced", strukturiert durchkomponiert wie Minimal Music, aber mit der Klangfülle des Jazz und bisweilen auch der rhythmischen Energie von Rockmusik.
"Displaced Dreams" hat Michalis Kouloumis sein aktuelles Album genannt, inspiriert wurde es durch Bilder von Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Der aus Zypern stammende Geiger und Spezialist für Musik des östlichen Mittelmeers und klassische ottomanische Musik verwebt Ost und West in neun unaufgeregten, aber eindringlichen Kompositionen, die thematisch wie eine Suite zusammengehören, aber in unterschiedlichen Besetzungen verwirklicht werden: vom intimen Bratschen-Solo über Duo und Sextett bis hin zum zwanzigköpfigen Ensemble.
Sendereihe
Gestaltung
- Michael Neuhauser