Sound Art: Kunst zum Hören
Prozesse des Verschwindens, der Unzuständigkeit und der schleichenden Transformation
Einen unsichtbaren Luftschutzbunker zum klingen bringen? "massiv immersiv". Von Florian Kmet.
16. Oktober 2025, 23:03
Mit der mehrkanaligen, begehbaren Klanginstallation unternimmt Florian Kmet im Rahmen des Erinnerungsprojekts "massiv unsichtbar" des Volkskundemuseum Wien zum Luftschutzbunker im Schönborpark den Versuch, den Ort der in den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges ein Platz der verdichteten Gefahr, Bedrohung und Beklemmung war, klanglich zu bearbeiten und zu belüften.
Für die Projekthomepage entsteht ein Videorundgang der die Betrachter*innen mit einer eigenen Klangebene durch den Bunker begleitet.
Der Bunker im Schönbornpark wurde errichtet im Rahmen des nationalsozialistischen "Führer-Sofortprogramms". Ab 1943 bot er vom NS-Regime zugelassenen Menschen Zuflucht.
Eine seiner wesentlichen Eigenschaften ist Unsichtbarkeit, die auch als Symbol für den Umgang mit dem Gebäude seit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 gesehen werden kann. Das Bedürfnis der Bevölkerung und der Politik, die Schrecken des Krieges und die Beteiligung an den Gewalttaten des NS-Regimes zu vergessen, zeigte sich am schrittweisen "Verschwinden" des Bunkers. In Stadt- und Raumplänen und in der alltäglichen Wahrnehmung wurde das Kriegsgebäude unkenntlich, durch Pflanzen kaschiert, die Fassade verziert, das Flach Dach zum Spielplatz.
Dieses Projekt des Volkskundemuseum Wien - konzipiert von Magdalena Puchberger und Maria Raid - setzt sich zur Aufgabe, über das Unsichtbarwerden der eigentlichen Funktionen dieses zumindest erinnerungspolitisch kontaminierten Gebäudes nachzudenken und aufzuzeigen, wie Verdrängen und Vergessen "passiert sind". Die Prozesse des Verschwindens, der Unzuständigkeit und der schleichenden Transformation sollen jetzt sichtbar und hörbar werden.
Konzeptionell geht es darum, diese Vorgänge transparent, nachvollziehbar und jederzeit zugänglich zu machen - vor Ort im Schönbornpark ebenso wie online. Durch wiederkehrende akustische und räumliche Irritationen am und um den Bunker wird dem Nicht-Wahrnehmen des Gebäudes und seiner Geschichte ab 24. Oktober 2025 entgegengewirkt .
Für Kunst zum Hören entsteht eine eigene Audioebene aus Sounds der begehbaren Klanginstallation, dem Video sowie O-Tönen aus dem Schönbornpark.