T-Shirts auf Kleiderhaken

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Punkt eins

Der Wert von Kleidung

Zwischen Wegwerfware und langlebigem Lieblingsstück. Gäste: Adelheid Call, Lektorin an der Universität für angewandte Kunst Wien & Matthias Neitsch, Geschäftsführer Re-Use Austria. Moderation: Marina Wetzlmaier. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Weltweit wird mehr Kleidung produziert, als benötigt wird. Etwa ein Drittel aller hergestellten Kleidungsstücke landet ungebraucht im Müll. Vor allem jene Ware, die als Fast Fashion bekannt ist - schnell und günstig produzierte Massenartikel, die speziell im Online-Handel als Schnäppchen Käufer:innen locken sollen. Laut einer Umfrage von Arbeiterkammer und Greenpeace sehen etwa 85 Prozent der Befragten Fast Fashion als Problem, dennoch bleibt für viele der günstige Preis kaufentscheidend.

Gleichzeitig steigt die Nachfrage für das Reparieren und Upcyceln von Textilien, wie es etwa in Nähcafés angeboten wird. Interessierte lernen nicht nur, wie sie selbst kaputte Reißverschlüsse ersetzen können, sondern wie sich aus verschiedenen Stoffen und Altkleidern neue Stücke kreieren lassen, oder wie Löcher in der Lieblingsjeans mittels Kunststopfen sogar kreativ hervorgehoben werden können. Sashiko heißt diese japanische Handwerkskunst, die derzeit im Trend ist. Besondere Stücke erhalten so einen persönlichen Wert.

Über den Wert von Kleidung und wie sich dieser über die Generationen verändert hat, spricht Designerin Adelheid Call viel mit ihren Studierenden an der Universität für angewandte Kunst Wien, wo sie u.a. Materialkultur lehrt. "Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der ich ein Kleid, das ich geschenkt bekam, als unglaublich wertvoll empfunden habe", erinnert sich Call, die auch an der Kunst- und Modeschule Herbststraße unterrichtet. Sie ermutigt ihre Schüler:innen und Studierenden dazu, neue Konzepte und Zugänge im Entwerfen von Mode zu entwickeln. Denn bei all der Masse an Kleidung, die auf den Markt gebracht wird, fehle die kreative Vielfalt. Zudem machen ihr Produktionsbedingungen in der Textilindustrie, die Gesundheit und Umwelt gefährden, sowie der schnelllebige Konsum Sorgen.

Die Europäische Union verfolgt eine Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien, mit der sie gegen Fast Fashion vorgehen möchte. Fast Fashion besteht zu einem größten Teil aus minderwertigen Fasern, die sich nicht weiterverarbeiten oder recyclen lassen. Bis 2030 sollen Textilien langlebiger, reparierbarer und wiederverwendbarer gemacht werden. Ab 2026 wird die Vernichtung von unverkaufter Kleidung, Schuhen und Accessoires verboten. Seit Anfang des Jahres sind alle EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, Alttextilien getrennt zu sammeln.

Textil-Sortiersysteme in Europa sind jedoch überlastet und müssen ausgebaut werden, betont Matthias Neitsch, Geschäftsführer des Vereins Re-Use Austria, einer Interessensvertretung der sozialwirtschaftlichen und karitativen Textilsammler. Neitsch ist zudem Vorsitzender von RREUSE, Europas größtem Netzwerk sozialer Unternehmen, die in der Kreislaufwirtschaft tätig sind. Nur zehn Prozent der gesammelten Altkleider in Österreich können in den Re-Use-Shops, wie sie Volkshilfe und Caritas betreiben, verkauft oder verschenkt werden. Die Menge an Alttextilien, die aus der EU exportiert werden, hat sich in den vergangenen Jahren massiv erhöht. Neitsch plädiert dafür, Produkte länger zu nutzen, Kaputtes zu reparieren oder Dinge zu leihen anstatt neu zu kaufen.

Was macht Textilien länger haltbar und wiederverwendbar? Welchen Wert hat Kleidung heutzutage, wenn ein T-Shirt um nur wenige Euro zu haben ist und kaum getragen wird? Was lässt sich dem schnellen Konsum entgegensetzen?

Darüber diskutieren Adelheid Call und Matthias Neitsch als Gäste bei Marina Wetzlmaier und mit Ihnen: Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 (kostenfrei innerhalb von Österreich) oder schreiben Sie uns per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Playlist

Untertitel: Irving Berlin
Titel: Puttin' On The Ritz
Ausführende: Fred Astaire
Label: Brunswick

Untertitel: David Bowie
Titel: Fashion
Ausführende: David Bowie
Label: RCA

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