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Punkt eins
Keine Terroristen mehr?
Großbritannien streicht die syrische HTS von der Terrorliste. Gast: Dr. Walter Posch, Landesverteidigungsakademie. Moderation: Philipp Blom. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
27. Oktober 2025, 13:00
Manchmal kann eine kleine Meldung ein Indikator großer politischer Verschiebungen sein. Die Tatsache, dass Großbritannien die ehemalige Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), deren Anführer Ahmed al-Scharaa Übergangspräsident Syriens ist, von der Liste der Terrororganisationen gestrichen hat, wird von Beobachterinnen und Beobachtern als ein Zeichen eines politischen Wandels gewertet.
Die Ära Trump II und die instabil gewordene internationale Situation mischen auch im Mittleren Osten die Machtverhältnisse neu. Der Irak wurde in seinem Einfluss zurückgedrängt, und auch seine Stellvertretermächte wie die hauptsächlich in Syrien und im Libanon agierende Hezbollah verloren stark an militärischer Macht und politischem Einfluss, besonders nach dem Sturz des Syrischen Diktators Baschar Al-Assad und der Herrschaft des HTS. Das Versprechen des Übergangspräsidenten al-Scharaa, ein demokratisches und tolerantes Syrien zu schaffen, ist noch längst nicht eingelöst, wird aber auch durch immer wieder aufflackernde ethnische und religiöse Gewalt erschwert.
Walter Posch von der Landesverteidigunsakademie in Wien gilt als einer der besten Spezialisten für die Region und erforscht auch Syrien und seine Politik. Im Gespräch mit Philipp Blom beleuchtet er die tiefen Verflechtungen und komplizierten Allianzen, die das politische Geschehen oft hinter den Kulissen bestimmen. Auch die wechselnden Zweckbündnisse zwischen verschiedenen Akteuren wie dem Iran und Syrien, Israel, der Türkei, Ägypten und den Golfstaaten sowie die Rolle von globalen Mächten wie den USA und Russland schaffen ein komplexes Bild. Wenn US-amerikanische und britische Diplomat:innen jetzt auf eine Regierung zugehen, die sich aus einer ehemaligen islamistischen und als terroristisch eingestuften Organisation entwickelte, zeigt das, dass auch im sogenannten Westen sich politische Einschätzungen verändern und sich ein gewisser Pragmatismus durchsetzt.
Welche möglichen Szenarien entstehen aus dieser neuen Politik der westlichen Länder im Hinblick auf ehemalige Terrororganisationen? Und hat die Anerkennung der HTS als legitime politische Organisation auch mögliche Auswirkungen auf andere Akteure in der Region? Walter Posch diskutiert Gegenwart und Zukunft von Syrien und seinen neuen Machthabern sowie ihre Auswirkung auf die globale Situation. Nehmen Sie Teil an unserer Diskussion! Haben Sie Erfahrungen in Syrien und im Mittleren Osten gemacht, oder haben Sie Fragen über die dortige Lage? Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.
