Antonio Salieri

GEMEINFREI

Lebenskunst - Begegnungen am Feiertag

Wem gehört das Himmelreich?

Ein Herz ohne Falschheit und ohne Feigheit - Aspekte der Bibel +++ Heiliges und Scheinheiliges in der Leobener Stadtpfarrkirche - Eine künstlerische Intervention +++ Letzte Worte - Katharina Feist-Merhaut liest aus ihrem Roman "sterben üben" +++ Ausgespannt hin auf die Begegnung mit Gott - Antonio Salieris Requiem für sich selbst

Ein Herz ohne Falschheit und ohne Feigheit - Aspekte der Bibel
(Matthäus 5,1-12a)

Eigentlich als Freudenfest gedacht, reichen dessen Anfänge bis ins 4. Jahrhundert zurück: das christliche "Fest aller Heiligen". Dass es am 1. November begangen wird, geht auf Traditionen aus Irland und England zurück, die über Missionare im 8. Jahrhundert auf den europäischen Kontinent gelangt sind. Für die katholische Kirche ein Hochfest, ist der 1. November auch für die evangelische Kirche ein Gedenktag. Das Fest soll den Blick auf das Ziel setzen, für das, laut christlicher Überlieferung, Gott den Menschen geschaffen hat, "getragen von der Gemeinschaft der von Gott Erwählten". Um den "Einlass in das Reich Gottes" geht es auch in den "Seligpreisungen" der sogenannten Bergpredigt im Matthäusevangelium, ein Bibelabschnitt, der für katholische Gottesdienste zu Allerheiligen vorgesehen ist. Ähnlich findet er sich im Lukasevangelium, hier sind die "Seligpreisungen" zusätzlich versehen mit sogenannten "Weherufen".

Ein aufrüttelnder Text, so hat ihn auch Andreas Berghöfer verstanden. Der pensionierte Hauptschullehrer war in der evangelischen Pfarrgemeinde Wien-Liesing als Lektor und langjähriger, engagierter Mitarbeiter tätig. Ein "Wiener Original", wie es heißt, das weit über Wien hinaus bekannt wurde durch sein Buch mit einer Auswahl biblischer Erzählungen: "Gschichtn vom Jesus und seine Leit", geschrieben im Wiener Dialekt. Am 20. August ist Andreas Berghöfer beim Ausüben seiner Lieblingssportart Klettern tödlich verunglückt. In Lebenskunst ist er noch einmal mit einem Auszug aus seinem Buch zu hören: "Di Sölichpreisungen" ...


Heiliges und Scheinheiliges in der Leobener Stadtpfarrkirche - Eine künstlerische Intervention

Um Reflexionen zu heilig und scheinheilig geht es dieser Tage in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Xaver im steirischen Leoben. Eine künstlerische Intervention von Oskar Stocker, kuratiert von Elena Holzhausen, lädt zu einem visuellen Dialog ein: Die männlichen Apostelfiguren der Kirche sind mit lachsrosa Seide verhüllt, und große zeitgenössische Frauenporträts aus Leoben befinden sich als lebendige Gegenstücke ihnen gegenüber. Begonnen hat alles mit der Frage des Künstlers, ob es denn in der Stadtpfarrkirche nur Männerheilige gebe. Frauenheilige gebe es viele, doch ihre Statuen stünden in den Seitenaltären, hatte daraufhin Stadtpfarrer Markus Plöbst geantwortet. Nun sind ins Zentrum gerückte Frauen und verhüllte männliche Heilige noch bis zum 16. November zu sehen und zu reflektieren. Werner Ranacher aus dem ORF-Landesstudio Steiermark berichtet.


Letzte Worte - Katharina Feist-Merhaut liest aus ihrem Roman "sterben üben"

Dass sich der Brauch durchgesetzt hat, am 1. November die Friedhöfe zu besuchen, liegt wohl auch daran, dass Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag ist. Der auf Allerheiligen folgende Allerseelen-Tag ist nicht arbeitsfrei; es sei denn, er fällt wie heuer auf einen Sonntag. Doch was - christlich gesprochen - das Heiligen-Gedenken und das Gedenken der Verstorbenen jedenfalls verbindet, ist ein Blick, der sich vom irdischen Leben hin zu einer himmlischen Vollendung weiten mag.

Einüben in das, was kommt - und zwar jetzt ganz irdisch gesprochen, in Sterben und Tod - darum geht es in Katharina Feist-Merhauts Debütroman "sterben üben". Mehrere Jahre lang hat die nun 35-Jährige Gespräche und Begegnungen mit ihrer Großmutter notiert und schließlich das Notierte zu einem Roman werden lassen. Für Lebenskunst liest sie ein Kapitel, das von dem ihr unbekannten Großvater erzählt, dem ersten Mann ihrer Großmutter und Vater ihrer Mutter, der als junger Mensch gestorben ist und davor noch eine Audiokassette mit letzten Worten für seine Lieben besprochen und hinterlassen hat.


Ausgespannt hin auf die Begegnung mit Gott - Antonio Salieris Requiem für sich selbst

Im Jubiläumsjahr des 200. Geburtstags von Johann Strauss Sohn wäre sein 200. Todestag beinahe untergegangen: Antonio Salieri ist 1825 in Wien gestorben. Der hochgeachtete langjährige Hofkapellmeister, geboren 1750 in der Republik Venedig, war höchst fruchtbarer Komponist, Lehrer und Förderer zahlreicher Schülerinnen und Schüler, unter ihnen Beethoven und Schubert. Keinesfalls war er freilich der hasserfüllte Giftmörder von Wolfgang Amadeus Mozart, wie ihn manche vielleicht seit Milos Formans Filmdrama "Amadeus" in Erinnerung haben. Viele Jahre vor seinem Tod hat Antonio Salieri ein Requiem komponiert, das für sein eigenes Begräbnis gedacht war: ein sehr persönliches Werk, eine tiefe Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit, Schuld und Erlösungshoffnung. Dieses Requiem, dirigiert von Mirjam Schmidt und aufgeführt von der Wiener Hofmusikkapelle, wird am 2. November ab 9:15 Uhr in der Wiener Hofburgkapelle zu hören sein - im Rahmen einer Messe, zelebriert von Peter Schipka. Martin Gross mit einer Hinführung zu Antonio Salieris selten aufgeführtem Requiem in c-Moll.

Service

Andreas Berghöfer, "Gschichtn vom Jesus und seine Leit", Evangelischer Presseverband 2024

Katharina Feist-Merhaut, "sterben üben", Otto Müller Verlag

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