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Punkt eins
Mann müsste nicht früher sterben
Männer, reden wir über Gesundheit. Gäste: Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas E. Dorner, Leiter der Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit, Professor am Zentrum für Public Health der MedUni Wien & Alexander Greiner, Moderator von Selbsthilfegruppen bei der Österreichischen Krebshilfe, Vortragender und Workshopleiter für betriebliches Gesundheitsmanagement. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
6. November 2025, 13:00
Statistisch gesehen leben Männer weltweit kürzer als Frauen, im Schnitt fünf bis sieben Jahre. Die verlorene Lebenszeit ist nur zu einem sehr geringen Teil durch die Biologie erklärbar, im Gegenteil: Mann lebt ungesünder, trinkt mehr Alkohol, raucht mehr. Mann spricht kaum über Gesundheit und Krankheit. Mann geht seltener zur Früherkennung und zum Arzt. Weil Mann ein Mann ist?
Geht es Ihnen immer bestens, wenn man Sie fragt? Sprechen Sie über Ihre psychische und physische Gesundheit oder Krankheit? Braucht es einen Monat für Männergesundheit? Was hilft Ihnen, sich besser um Ihre Gesundheit zu kümmern? Und wie vermitteln Sie Ihren Kindern, wie Mann (gesund) lebt?
Ganz klassisch, wie Männer eben damit umgehen, habe ich "den Krebs quasi in der Hose versteckt", erinnert sich Alexander Greiner, der im Alter von 35 Jahren völlig überraschend die Diagnose Hodenkrebs bekam. Er wird operiert und tut, als wäre nichts gewesen. Als zwei Jahre später in seinem Oberarm ein Tumor entdeckt wird, entscheidet er sich, "uneingeschränkt ehrlich und frei zu kommunizieren. Mir war die Krebserkrankung nicht mehr peinlich. Ich wollte nichts mehr verstecken. Für mein Seelenheil war es notwendig, mit der Krebserkrankung offen umzugehen", notiert er in seinem Buch "Als ich dem Tod in die Eier trat". Heute gilt er als krebsfrei und nach dem Motto "Reden wir über Männergesundheit" engagiert er sich bei der Österreichischen Krebshilfe für die Enttabuisierung männerspezifischer Krebserkrankungen unter anderem als Moderator von Selbsthilfegruppen, Podcasts und in seinem Blog. Dort schreibt er: "Männer kümmern sich weniger um die Gesundheit, gehen seltener zur Früherkennung als Frauen. Männer erkranken häufiger an Krebs und suchen sich weniger Hilfe. Männer sterben früher. Warum ist das alles so? Wie könnte es besser sein?"
"Dem Lebensstil sind die meisten verlorenen Lebensjahre bei Männern zuzuschreiben", sagt Univ. Prof. Thomas Dorner vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien. Ernährung, Bewegung, Soziales und Sinnstiftung sind die vier zentralen Säulen des gesunden Alterns, das nicht erst mit 40, sondern bereits mit der Geburt beginnt, betont Thomas Dorner, der seit über 20 Jahren im Bereich Geriatrie und Gesundheitsförderungsforschung tätig ist und die Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit in Wien leitet. Das heißt im Umkehrschluss: Eine entsprechende Lebensweise kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerative Krankheiten wie Demenz, Diabetes, bestimmte Formen von Krebs, Schlaganfall und Co. deutlich senken; viele dieser Erkrankungen sind vermeidbar. Der Aufwand dafür ist nicht sonderlich hoch, wie eine Studie erst gerade eben wieder zeigte. Schon 5.000 Schritte pro Tag haben einen erstaunlich positiven Effekt auf die Gesundheit von Männern wie Frauen. Für eine Lebensstiländerung ist es nie zu spät und Früherkennung rettet nachweislich Leben. Was aber hindert Männer an einer gesünderen Lebensweise und was befähigt sie dazu?
Reden Sie mit Univ. Prof. Thomas Dorner und Alexander Greiner über Männergesundheit und Männlichkeitsbilder, Risiko- und Schutzfaktoren, Gesundheitsbarrieren und Gesundheitsressourcen. Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Wann sprechen Sie über Ihre Gesundheit oder Krankheit und was haben Sie dabei erlebt? Wann gehen Sie zum Arzt und warum nehmen Sie Vorsorgeangebote wahr oder nicht; praktizieren Sie Selbstchecks? Gibt es für Sie "unmännliche" Erkrankungen? Haben Sie Krankheit als Schwäche erlebt, als Kind vielleicht gehört: Buben kennen keinen Schmerz? Wie denken Sie über Ihre Lebensweise, Ihre Ernährung, Ihr Ausmaß an Bewegung? Welche Rollenbilder und Klischees von Männlichkeit sind Ihnen im Laufe des Lebens als Stolpersteine am Weg zu einem gesunden Lebensstil begegnet?
Der Aktionsmonat Movember (ein Kofferwort aus dem französischen moustache für Schnurrbart und November) steht weltweit im Zeichen der körperlichen und seelischen Männergesundheit. Der Schnurrbart ist das sichtbare Symbol der Solidarität, viele Männer lassen ihn extra wachsen. In zahlreichen Initiativen wird auch auf die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen hingewiesen; in Österreich findet am 10. November erstmals die "Lange Nacht der Urologie" statt.
Service
Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit
Österreichische Krebshilfe
Erste "Lange Nacht der Urologie" am 10. November 2025: Am 10. November 2025 findet erstmals die "Lange Nacht der Urologie" statt. Zwischen 17.00 und 21.00 Uhr öffnen 45 urologische Ordinationen und Kliniken in ganz Österreich ihre Türen.
ÖGK: Check your Balls! Einmal im Monat abtasten, aufmerksam bleiben, Veränderungen ernst nehmen.
Alexander Greiner
Onlinegruppe Österreich: Herrenzimmer
Präsenzgruppe Wien: Männer und Krebs nächster Termin: 12. November
Deutschland: Männertreff "Gut gegen Kopfkino"
MedUni Wien: Cancer School
Vorsorgeuntersuchungen Österreich
Alexander Greiner: Als ich dem Tod in die Eier trat. Verlag Kremayr & Scheriau, 2019
Thomas Raab, Österreichische Krebshilfe, Österreichische Gesellschaft für Urologie (Hg.). Mutmacher. Den Krebs mutig zum Thema machen. echomedia buchverlag.
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer
