Erzbasilika San Giovanni in Laterano

PICTUREDESK.COM/FRANZ FRITZ

Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen

Er-Innerung

Die "Tempelreinigung" - Ein Text mit verhängnisvoller Wirkungsgeschichte +++ Geschwister im Glauben - Das Zweite Vatikanum und die nichtchristlichen Religionen +++ Als Schulen zu Gefängnissen wurden - Besuch eines besonderen Lernorts +++ Wechsel und Wandel - Bischof Michael Chalupka geht in Pension

Die "Tempelreinigung" - Ein Text mit verhängnisvoller Wirkungsgeschichte
(Johannes 2, 13-22)

Der 9. November gilt in der katholischen Kirche als "Weihetag der Lateranbasilika", der ältesten Papstkirche. Sie führt den Titel "Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises" und wurde von Kaiser Konstantin errichtet und im Jahr 324 von Papst Silvester I. eingeweiht. Vom 4. bis zum 14. Jahrhundert residierten die Päpste im anliegenden Lateranpalast.
Weil das Fest dieser Kirchweihe einen hohen Rang hat, verdrängt es in Jahren, in denen es auf einen Sonntag fällt, den Sonntag im katholisch-kirchlichen Jahreskreis und dessen Lesungen. Und genau das ist in diesem Jahr der Fall. Dass der 9. November auch der Tag schlechthin ist, der an das Novemberpogrom 1938 erinnert, bei dem jüdische Einrichtungen von Synagogen über Geschäfte bis Wohnungen zerstört wurden, mag erschüttern. Besonders, wenn in der für den Tag vorgesehenen Passage des Johannesevangeliums davon erzählt wird, wie Jesus eine Geißel aus Stricken macht und "alle aus dem Tempel treibt" ...

Gedanken zum Text und seiner verhängnisvollen Wirkungsgeschichte vom emeritierten Universitätsprofessor und katholischen Theologen Martin Jäggle, der acht Jahre Vizepräsident und danach 14 Jahre Präsident des "Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit" war. Nach 22 Jahren scheidet er nun aus dem Vorstand aus; Regina Polak, Professorin für Praktische Theologie und Interreligiösen Dialog an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, kandidiert für die Funktion der Präsidentin.


Geschwister im Glauben - Das Zweite Vatikanum und die nichtchristlichen Religionen

Drei Jahre lang dauerte das Zweite Vatikanische Konzil, das vor 60 Jahren, am 8. Dezember 1965, zu Ende ging. Intendiert war eine "pastorale und ökumenische Erneuerung". So sollte sich die katholische Kirche stärker gegenüber anderen Kirchen öffnen; die Gottesdienste sollten "volksnäher" werden und in der jeweiligen Landessprache statt in Latein gefeiert werden. Im Herbst 1965 ging das große Konzil dann in die Zielgerade: Am 28. Oktober 1965 stimmten die rund 2.300 Konzilsväter mit großer Mehrheit für die Annahme von fünf Dokumenten, unter denen die Erklärung "Nostra aetate" ("In unserer Zeit") über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen herausragt. Gedanken dazu von Michael Kapeller aus der Diözese Gurk-Klagenfurt. Er ist katholischer Theologe, der es sich mit seinem Kollegen Klaus Einspieler zur Aufgabe gemacht hat, auf - oft jahrhundertealte - judenfeindliche Kunstwerke in Kärntner Kirchen hinzuweisen und diese theologisch aufzuarbeiten. Vor wenigen Monaten hat ihn die Nachricht erschüttert, dass eine Informationstafel antijüdisch beschmiert worden war. Umso mehr ruft Michael Kapeller "Nostra aetate" und die "verwandtschaftliche Beziehung" der Kirche zum Judentum in Erinnerung.


Als Schulen zu Gefängnissen wurden - Besuch eines besonderen Lernorts

Die "Gedenkstätte Karajangasse" im 20. Bezirk Wiens erinnert an die dunkle Vergangenheit des Schulgebäudes "Gymnasium am Augarten", dessen Eingang sich eben in der Karajangasse befindet: 1938 wurden Teile der Schule zum Gestapo-Anhaltelager umfunktioniert. Klassenräume wurden zu Gefängniszellen, in denen hunderte jüdische Männer und politische Häftlinge festgehalten wurden. Einer der bekanntesten war Bruno Kreisky. Jahrzehnte später zeugt die Gedenkstätte von der Geschichte der Schule während des Nationalsozialismus und ist ein Ort, an dem Erinnerungskultur gelernt, erfahren und gelehrt werden soll. Generationen von Schülerinnen und Schülern des "Gymnasiums am Augarten" haben die Ausstellung seit ihrer Gründung 1999 erarbeitet, gestaltet und immer wieder ergänzt, wovon sich Ursula Unterberger überzeugt hat. Sie hat die Gedenkstätte mit Schülerinnen und Schülern besucht, die für die Radioaufnahme auch aus Erinnerungen der ehemals Inhaftierten zitieren.


Wechsel und Wandel - Bischof Michael Chalupka geht in Pension

Wenn am Samstag, 8. November, die neue Bischöfin der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Cornelia Richter, in einem Festgottesdienst im Wiener Museumsquartier in ihr Leitungsamt eingeführt wird, wird zugleich auch der bisherige Amtsinhaber, Bischof Michael Chalupka, verabschiedet. Michael Chalupka ist am 21. Juli 65 Jahre alt geworden und geht somit in Pension. Der 1960 in Graz Geborene war sechs Jahre lang Bischof, davor fast ein Vierteljahrhundert Direktor der Diakonie Österreich, des Verbands der Hilfs- und Sozialorganisationen der evangelischen Kirchen hierzulande. Was die neue Ära für ihn bringen wird? Der evangelische Pfarrer, Ehemann und Vater möchte unter anderem seine "Plattensammlung erweitern und viel Musik hören". Bevor es aber so weit ist, blickt Michael Chalupka mit Sandra Szabo noch einmal auf Freuden und Herausforderungen der vergangenen Jahre zurück.

Service

Aspekte der Bibel

Gedenkstätte Karajangasse
Amtseinführung Bischöfin Cornelia Richter

Sendereihe

Gestaltung