Abgelegte Blumen und Kerzen in Gedenken an die Opfer des Anschlags in Paris

APA-IMAGES/AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT

Punkt eins

Bataclan: Gedenken an den Terror vor 10 Jahren

Frankreichs offizielles Erinnern an die Pariser Anschläge des 13. November 2015. Gast: Danny Leder, Journalist. Moderation: Alexander Musik. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Das Pariser "Bataclan" gibt es seit 1865. Benannt nach einer gleichnamigen Operette von Jacques Offenbach, war der Konzertsaal von Anfang an ein Symbol für Lebensfreude, die von der Bühne aufs Publikum überschwappte und Abend für Abend in ein Gemeinschaftserlebnis mündete. In der Nacht des 13. November 2015 löschten Terroristen des "Islamischen Staates" (IS) diese Lebensfreude aus, hier und an fünf anderen populären Orten in Paris und der Pariser Banlieue.

Sie richteten ein Massaker im "Bataclan" an, griffen beliebte Lokale im Ausgehviertel zwischen Bastille und République an und versuchten das Stade de France in die Luft zu sprengen, wo gerade ein Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Frankreich stattfand: Die IS-Terroristen ermordeten in dieser Nacht in einer koordinierten Aktion 130 Menschen und verletzten 683 weitere, davon 97 schwer.

Damit hatte eine weitere Welle des Terrors Frankreich heimgesucht und Paris versehrt. Wie sollten die Angehörigen und Freunde der Opfer, wie sollte Paris und das ganze Land diese beispiellosen und monströsen Angriffe verarbeiten? Was tut das offizielle Frankreich zehn Jahre danach, um die Opfer im kollektiven Gedächtnis zu behalten? Können die durch den Terror aufgerissenen Wunden jemals wieder heilen? Sollen sie es?

Die Gedenkwoche für die Opfer des 13. November hat bereits begonnen: Die Stadt ruft die Menschen auf, an der Place de la République Kerzen, Blumen, Erinnerungsworte niederzulegen. Opferverbände organisieren Läufe zwischen den sechs Orten, die zu Orten des Terrors geworden sind. Und Staatspräsident Emmanuel Macron wird am Donnerstag den "Jardin du 13 Novembre 2015" besuchen, einen neu gestalteten Garten im Schatten der Kirche St Gervais gleich neben dem Pariser Rathaus: Ein Garten im Wandel der Jahreszeiten, ein Erinnerungsort mit Granitstelen, darauf die eingravierten Namen der Ermordeten, ein Ort der Sammlung und der Ruhe mitten in Paris.

Der österreichische Journalist Danny Leder, seit langen Jahren in Paris beheimatet, bewegt sich tagtäglich dort, wo die Terroristen Paris attackiert haben. Er erkundet, wie sehr die Pariser mental noch immer von dieser Welle der Gewalt gezeichnet sind oder versuchen, die Schreckensbilder nicht zu nahe an sich herankommen zu lassen - indem sie der Hektik des Alltags und seinen Anforderungen nachgeben.

Das Satiremagazin "Charlie Hebdo", dessen Redaktion im selben Jahr ebenfalls durch ein islamistisch motiviertes Blutbad dezimiert wurde, reagierte nach dem 13. November mit dem Bild eines tanzenden, von Kugeln durchsiebten Mannes, der ein Glas in der Hand hält. Bildunterschrift: "Scheiß auf die Terroristen! Sie haben Waffen, wir den Champagner!"

Alexander Musik spricht mit Danny Leder über seine Erinnerungen an die Terrornacht des 13. November 2015 und die offizielle Erinnerungskultur für deren Opfer. Wie haben die Opferverbände in den vergangenen Jahren die Ereignisse des 13. November aufgearbeitet und wie gut fühlen sie sich durch den Staat behandelt und "gesehen"?

Wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns unter 0800 22 69 79 erreichen; oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at

Berichten Sie uns von Ihren Erinnerungen an die Nacht des 13. November 2015, die Sie vielleicht sogar vor Ort erlebt haben? Was kann Erinnerungskultur leisten und wie kann sie jenseits staatlicher Vorgaben funktionieren? Wie kann man Kindern das Phänomen Terror erklären, so wie es auch in französischen Schulen versucht wird?

Service

Hörtipp:
Journal Panorama, Donnerstag, 13. November, 18:25-18:55, Ö1
Wir bleiben, wie wir sind! Zehn Jahre nach den Terroranschlägen von Paris.

Sendereihe

Gestaltung

  • Alexander Musik