ORF/ANNA TILLER
Punkt eins
Buch Wien live: Emanzipation und Widerstand
Schreiben für Freiheit: Schriftstellerinnen und Frauenleben im Irak. Gast: Birgit Svensson, Journalistin, Gründerin des (literarischen) Frauenprojektes Inana im Irak. Moderation: Alexander Musik Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at | Publikumsfragen aus dem Saal
13. November 2025, 13:00
Der Irak hat gewählt, 21 Millionen Menschen waren wahlberechtigt, doch auch wenn die Sicherheitslage im Irak aktuell sehr stabil ist, bleibt die politische Situation fragil und angespannt und von Aufbruchsstimmung ist nichts zu bemerken. Der Iran und die USA ringen um Einfluss im Irak und je stärker das iranische Regime seine Macht ausbaut, desto schlechter steht es um die Rechte der Frauen. Dabei galt der Irak einst als Vorreiter in punkto Geschlechtergerechtigkeit in der arabischen Welt.
Erst im Frühjahr hat eine Gesetzesänderung das Familiengesetz zum Nachteil von Frauen abgeändert. Gegen ein Gesetz, dass härtere Strafen vorsieht, wenn die Kopftuchpflicht missachtet wird, wird seit langem gerungen. Aus Protest halten sich Frauen in den Großstädten nicht mehr daran und entblößen ihre Haare. Im Herbst 2022, nach dem Mord an Jina Mahsa Amini, gründete sich eine Frauenbewegung, die mit Massenprotesten unter dem Motto "Frau, Leben, Freiheit" Schlagzeilen machte und Geschichte schrieb: Frauen gingen friedlich, oft unter Einsatz ihres Lebens, auf die Straße. Die iranische Kurdin Jina Amini wurde 2022 von "Sittenwächtern" festgenommen und geschlagen, am 16. September 2022 starb sie an den Folgen der Misshandlung. Entblößte Haare sind so, nicht erst seit Aminis Tod, zum Symbol für Mut geworden.
Wie ist es um die Lebensbedingungen und Rechte von Frauen im Iran und im Nahen Osten bestellt? Die Journalistin Birgit Svensson lebt seit 2003 de facto im Irak und berichtet als freie Journalistin für zahlreiche deutschsprachige Medien über die Entwicklungen des Landes nach dem Sturz von Saddam Hussein ebenso wie über den Kampf der Frauen für Freiheit. 2013 publizierte sie eine erste Anthologie irakischer Schriftstellerinnen nach dem Sturz Saddams; die Terrorjahre im Spiegel weiblicher Literatur. Ein zweiter Band von "Mit den Augen von Inana" erschien 2020 und thematisiert die Zeit von ISIS und gibt auch jungen irakischen Autorinnen eine Stimme. Außerdem organisiert sie Schreibwerkstätten. "Inana" ist inzwischen zu einem Frauenprojekt herangewachsen - das Schreiben als Befreiungsakt in einer patriarchalischen und stark religiös dominierten Gesellschaft.
Anlässlich der Buchmesse Buch Wien ist Birgit Svensson in der Hauptstadt und diskutiert über Einschränkungen und Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen im Irak, Iran, Afghanistan und anderen Ländern des Nahen Ostens und im internationalen Vergleich.
In Punkt eins bei Alexander Musik auf der ORF Bühne berichtet von ihren Erfahrungen und Begegnungen, von dem Tag, als sie beschloss, ihren Lebensmittelpunkt in den Irak zu verlegen, von der Göttin Inana, die für ihr Literaturprojekt namensgebend war, was Frauen im Spiegel der Literatur sehen können und warum ein Literatur-Projekt das "Fenster zu Welt" wurde.
Diskutieren Sie mit: Auf der Messe, telefonisch unter 0800 22 69 79 oder schriftlich punkteins(at)orf.at
Service
Amal Ibrahim al-Nussairi und Birgit Svensson: "Mit den Augen von Inana"
Zweite Anthologie zeitgenössischer Autorinnen aus dem Irak
Übersetzung: Stephan Milich und Günther Orth
Verlag Schiller und Mücke 2020, 112 Seiten, 14 Euro.
Sendereihe
Gestaltung
- Alexander Musik
