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Radiokolleg
Wissenschaftsjournalismus unter Druck (1)
Aus der Nische ins Rampenlicht
17. November 2025, 09:05
Lange Zeit fristete der Wissenschaftsjournalismus ein Nischendasein. Doch spätestens seit Pandemie, Klimakrise und dem politischen Aufstieg der "Tech-Bros" in den USA, gestalten Wissenschaftsredakteure und Tech-Journalistinnen immer öfter die Aufmacher von Nachrichtenmagazinen. Sie versuchen, Orientierung zu schaffen im Wirrwarr von Studien, Fakten und alternativen Fakten.
Die Covid-Pandemie war für den Wissenschaftsjournalismus Fluch und Segen zugleich. Wissenschaftsredakteur:innen kamen plötzlich ins Rampenlicht. Ihre Expertise war gefragt, wenn es darum ging, die vielen verwirrenden Studien über Ansteckungswege, Sinnhaftigkeit von Maßnahmen und Impfungen zu erklären und einzuordnen.
Gleichzeitig wurden Wissenschaftsjournalist:innen während der Pandemie auch mit Anfeindungen konfrontiert. In Teilen der Bevölkerung stieg der Ärger über die Corona-Maßnahmen und gleichzeitig sank das Vertrauen in Politik, Wissenschaft und Medien. Menschen wurden misstrauisch: Wieso befragen Medien bestimmte Wissenschafter ständig und laden andere grundsätzlich nicht ein? Insbesondere solche, die der "Mainstream-Meinung" widersprechen?
Doch auch Wissenschafter:innen selbst sind nicht immer glücklich mit dem, was Journalist:innen aus ihren Studien und Interviews machen. Denn zwischen Forschenden und Redakteuren gibt es ein grundsätzliches Kommunikationsproblem: Journalist:innen wollen einfache, klare Aussagen, Wissenschafter:innen relativieren gerne und wollen bzw. können sich nicht festlegen.
Der erste Teil dieser Radiokolleg-Reihe befasst sich mit Einladungspolitiken, Lehren aus der Pandemie, Wissenschaftsskepsis, falscher Ausgewogenheit und der Rolle von Wissenschaftsjournalismus als Dolmetscher zwischen Forschenden und Öffentlichkeit.