Thomas Daniel Schlee

CARINTHISCHER SOMMER/FERDINAND NEUMÜLLER

Sound Art: Zeit-Ton

In memoriam Thomas Daniel Schlee

Komponist, Organist und Intendant des Carinthischen Sommers

Er war Komponist, Organist, Wissenschaftler und Intendant des Carinthischen Sommer: Thomas Daniel Schlee ist, wie seine Familie bekannt gab, am Montag, 10. November 2025 im Alter von 68 Jahren unerwartet verstorben. In Erinnerung an den vielseitigen Komponisten wiederholen wir eine Gesprächssendung, die Johannes Leopold Mayer im Jahr 2017 gemeinsam mit Schlee gestaltet hat.

Geboren wurde Thomas Daniel Schlee als Sohn des österreichisch-deutschen Musikverlegers Alfred Schlee am 26. Oktober 1957 in Wien. Dort hat Schlee bei Michael Radulescu Orgel und bei Francis Burt Komposition studiert. An der Universität Wien schloss er parallel dazu sein Doktoratsstudium in Musikwissenschaft und Kunstgeschichte ab.

Nach seiner Tätigkeit als Musikdramaturg am Salzburger Landestheater war er 1990 bis 1998 Musikdirektor des Brucknerhauses Linz und Künstlerischer Leiter des Internationalen Brucknerfestes. Anschließend wirkte er vier Jahre als Stellvertreter des Intendanten der Internationalen Beethovenfeste Bonn. Von 2004 bis 2015 leitete er die Geschicke des Carinthischen Sommers. Ein Schwerpunkt galt dort der Pflege des Genres Kirchenoper.

Als Komponist stand Schlee in der Tradition seines Lehrers Olivier Messiaen; in seinem Oeuvre finden sich auch zahlreiche Werke religiösen Inhalts oder einer allgemeineren mystischen Grundhaltung: "Mit meiner Musik suche ich die Spuren von Schönheit und Ausdruckstiefe, die aus den Tonkonstellationen hervorleuchten. Das ist nicht neu, aber eine stets wunderbare Herausforderung. Eine Ästhetik der Verbote ist mir ebenso fremd wie die Wahllosigkeit der Stilmittel."

Schlee schuf Kompositionen für Orchester, Ensemble, Vokal-, Chor-, Kammer-, Instrumentalmusik sowie zahlreiche Werke für und mit Orgel. Sein Tod riss ihn aus einem bis zuletzt kreativen Leben: Gegenüber Freunden berichtete er zuletzt über den raschen Fortgang der Arbeit an seiner dritten Symphonie.

Text: Rainer Elstner

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