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Tonspuren
Auf Casanovas Spuren in Venedig
Zum 300. Geburtstag Giacomo Casanovas feiert Venedig nicht nur ein wandelndes Klischee, denn hinter der Maske des sprichwörtlichen Verführers verbergen sich unzählige Rollen: Er war Abenteurer, Advokat, Alchimist, Diplomat, Glücksspieler, Geheimagent, Geiger, Freimaurer, Prediger, Bibliothekar, Übersetzer, Mathematiker, Philosoph, Schauspieler, Hochstapler und allen voran ein begnadeter Schriftsteller und Chronist des 18. Jahrhunderts. Doch die offizielle Anerkennung bleibt ihm in seiner Heimatstadt bis heute weitgehend verwehrt. Die Beziehung zwischen Casanova und Venedig sei eine Hassliebe, erläutert der Historiker Antonio Trampus.
18. November 2025, 16:05
Zweimal muss Casanova seine Heimatstadt gezwungenermaßen verlassen. 1755 verhaftet ihn die Staatsinquisition und sperrt ihn in die Bleikammern des Dogenpalastes. 15 Monate später gelingt ihm die spektakuläre Flucht und führt ihn über Paris durch ganz Europa. Achtzehn Jahre später darf er nach einer offiziellen Begnadigung zurückkehren. Doch nach acht Jahren wird er erneut verbannt. Am Ende seines Lebens quält das Heimweh nach der Serenissima den exilierten Lebemann, der einsam und vergessen am 4. Juni 1798 im Alter von 73 Jahren im böhmischen Schloss Dux stirbt.
"Mein Leben ist mein Stoff"
Eine Reise nach Venedig zum 300. Geburtstag des Schriftstellers Giacomo Casanova
Feature von Noemi Schneider
Service
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Giacomo Casanova, Chevalier de Seingalt: "Geschichte meines Lebens", herausgegeben und eingeleitet von Erich Loos, übersetzt von Heinz von Sauter, Frankfurt/Main-Berlin Propyläen Verlag 1964
Giacomo Casanova: "Meine Flucht aus den Bleikammern von Venedig", aus dem Französischen von Ulrich Friedrich Müller und Kristian Wachinger, C.H. Beck
Sabine Herrmann, Francesca Buschini an Giacomo Casanova: "Ein Frauenleben im Venedig des Settecento", wvb Wissenschaftlicher Verlag Berlin, 2010
Stefan Zweig: "Drei Dichter ihres Lebens. Casanova-Stendal-Tolstoi", Insel Verlag, Leipzig, 1925