Vorgestellt

Das Cuarteto Casals spielt Schostakowitsch

Humoresken und Elegien, Kinderlieder und jüdische Tanzmusik, die Schrecken des Krieges und des KGB: Die katalanische Kammermusikformation setzt ihre Gesamtaufnahme von Dmitri Schostakowitschs Streichquartetten fort

Man könnte sie eine Art Tagebuch nennen - aber eines, das zum Teil in Geheimschrift notiert wurde: Dmitri Schostakowitschs Streichquartette entstanden zwischen 1938 und 1974. Beim ersten war der Komponist 32 Jahre alt, das 15. und letzte Quartett entstand im Jahr vor seinem Tod. Den geplanten Zyklus von 24 Streichquartetten, jedes in einer anderen Tonart, konnte er nicht mehr vollenden.

Bei seiner beeindruckenden Gesamteinspielung dieser Werkserie hält das Cuarteto Casals mittlerweile bei "Volume 2", einem Doppelalbum mit den Quartetten 6 bis 12. Herzstück dieser Periode ist das 8. Streichquartett, offiziell "den Opfern von Krieg und Faschismus" gewidmet. Zwischen den Notenzeilen kündet es aber durchaus biographisch vom Leben in der Diktatur - auch mithilfe des berühmten Viertonmotivs D-Es-C-H, abgeleitet aus den Initialen des Komponisten.

Jüdische Folklore, groteske Tanzmusik, tiefe Verzweiflung hinter einem aufgesetzten Lächeln, ein Klopfmotiv als Warnung vor KGB-Spitzeln: Das Cuarteto Casals erfüllt das alles und noch mehr mit schmerzliche-schöner Intensität.

Service

Aktuelle Aufnahme:

Dmitri Schostakowitsch: Sämtliche Streichquartette, Vol. 2: Nr. 6 - 12
Ausführende: Cuarteto Casals
Label: Harmonia Mundi

Sendereihe

Gestaltung

  • Walter Weidringer