Radiogeschichten
Glaube und Kommunismus
"Die Aussiedlung". Von András Visky. Aus dem Ungarischen von Timea Tankó.
27. November 2025, 11:05
András, der Erzähler, jüngstes von sieben Kindern, liebt seine tapfere Mutter Júlia über alles - wo sie ist, lauert das Glück, egal, was geschieht. Vier Jahre lang zieht sie mit ihren Kindern in der ostrumänischen Steppe umher - sie wurden "ausgesiedelt", nachdem der Vater, ein Pastor, zu 22 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden war. Sie richten sich in Erdhöhlen ein und in verlassenen Dörfern, beaufsichtigt von den Behörden. Sippenhaft. "Ich merke mir alles und werde über alles schreiben, wenn die Zeit gekommen ist, sage ich zu unserer Mutter, um sie zu trösten, als ich sie beim Weinen ertappe, schreiben verwende ich als Synonym für rächen, ohne zu wissen, was ich sage." Jahrzehnte später findet András Visky den gleichmütigen, zuweilen heiteren Ton, die leuchtenden Bilder und die Form: 822 durchnummerierte Minikapitel, die Atemzügen gleichen.
András Visky, Jahrgang 1957, ist ein namhafter ungarischer Dramatiker und Regisseur, der in Cluj-Napoca lebt und arbeitet. Nach Jahrzehnten, in denen er Theaterstücke, Gedichte und Essays schrieb, veröffentlichte er 2022 seinen ersten und einzigen Roman "Die Aussiedlung". Dieses Buch erregte großes Aufsehen in Ungarn und liegt dort mittlerweile in der fünften Auflage vor.
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Aus: András Visky, Die Aussiedlung. Aus dem Ungarischen von Timea Tankó Suhrkamp